SAN FRANCISCO (IT BOLTWISE) – Vor zwei Monaten verkündete Facebook die frohe Botschaft knapp zwei Milliarden aktive Nutzer erreicht zu haben. Als aktive Nutzer bezeichnet Facebook die Nutzer, die täglich auf dem sozialen Netzwerk aktiv sind. Im letzten Quartal konnte Facebook zudem einen satten Umsatzanstieg um 52 Prozent verkünden. Fast die gesamten Einnahmen generiert Facebook durch mobile Werbung. Einen Teil des Geldes muss Facebook in den Betrieb der Webseite stecken. Hasskommentare, Fake-News, anzügliche Inhalte, Hacker und rechtliche Auseinandersetzungen kosten dem Unternehmen aus dem Silicon Valley eine Menge Geld. Im Berliner-Büro von Arvato arbeiten etwa 600 Mitarbeiter für Facebook und bearbeiten täglich geschätze 2.000 Meldungen pro Tag, die von Menschen weltweit durch den „Melde“-Button von den Nutzern für „verdächtig“ erklärt wurden.
Noch nie zuvor hatte ein soziales Netzwerk auf der Welt so viel Traffic wie das in Harvard-gegründete Netzwerk Facebook. Die Folgeerscheinungen spürt das Unternehmen jedes Jahr mehr. Gegen Hasskommentare, Fake-News, anzügliche Inhalte und Hacker kämpft Mark Zuckerberg mit seinem Team. Die „Sueddeutsche“-Zeitung sprach vor wenigen Wochen erstmals mit Mitarbeitern aus dem 600-Mann starken Löschteam in Berlin über ihre belastende Arbeit. 600 Mitarbeiter bearbeiten alle gemeldeten Inhalte, die bei Facebook von den eigenen Nutzern weltweit gemeldet wurden. Mitarbeiter sind offenbar sehr belastenden Inhalten ausgeliefert.
Arvato-Mitarbeiter sprechen von teilweise verstörenden Inhalten auf Facebook
Alle Arvato-Mitarbeiter aus unterschiedlichen Ländern berichten von strengen, oft undurchsichtigen Vorschriften, „die sich oft ändern“. Es gibt unter anderem Löschteams für die Sprachen: Arabisch, Türkisch, Italienisch, Französisch. Viele der Angestellten in den Berliner-Büros von Arvato sprechen kein Deutsch. In dem Bericht des SZ-Magazins sprechen die Mitarbeiter von verstörenden und brutalen Inhalten, die ihre Psyche verändern. Aus der Berichterstattung der „SZ“ geht hervor, dass die Gehälter nur knapp über dem gesetzlichen Mindestlohn liegen.
Auch der Mitbewerber Twitter kämpft gerade mit der Deutschen Bundesregierung bezüglich der Verbreitung von Hasskommentaren. Hasskommentare und strafbare Falschnachrichten sollen durch einen neuen Gesetzesentwurf besser geregelt werden. Minister Maas kritisierte bei seiner Rede dabei vor allem das soziale Netzwerk Twitter und drohte dem amerikanischen Kurznachrichtendienst mit der maximalen Geldbuße in Höhe von 50 Millionen Euro bei Zuwiderhandlungen von Hasskommentaren oder strafbaren Falschnachrichten auf der Plattform.
Präsident Mosche Kantor hat eine Meinung zum neuen Gesetzesentwurf
Millionenstrafen für einen nicht entfernten Post? Mosche Kantor ist Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses und veröffentlichte vor wenigen Minuten einen Gastbeitrag im kostenpflichtigen Bereich des Handelsblattes. Er meint, dass „neben den von Minister Maas vorgeschlagenen Maßnahmen, die Social-Media-Plattformen zu stärkerer Kooperation beziehungsweise Verantwortung zwingen, sollten alle europäischen Regierungen an einer Unterstützung von Programmen für eine gute digitale Staatsbürgerschaft mitwirken“, so Mosche Kantor im Handelsblatt. „Wir brauchen gemeinsame Anstrengungen, um das Bewusstsein und das Engagement für Gegenmaßnahmen zu stärken“ führt er weiter fort.(cr/be)
- Quellenangaben, Einzelnachweise und Weblinks
- https://www.sueddeutsche.de – Exklusive SZ-Magazin-Recherche über Arvato
- https://www.handelsblatt.com – Kampf um die Köpfe der Internetznutzer
- https://www.golem.de – Minister Maas droht Twitter mit 50 Millionen Euro Strafe
Larissa Bernhardt, 11.04.2017, New York
Ergänzungen und Infos bitte an die Redaktion per eMail an de-info[at]it-boltwise.de
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