FRIEDRICHSHAFEN / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen AG steht vor einer tiefgreifenden Umstrukturierung, um den finanziellen und strukturellen Herausforderungen zu begegnen, die durch die Transformation der Automobilindustrie verstärkt werden.
Der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen AG sieht sich mit einer erheblichen finanziellen Belastung konfrontiert, die durch die laufenden Restrukturierungsmaßnahmen und den Wandel in der Automobilindustrie verschärft wird. Die Schulden des Unternehmens sind auf 10,5 Milliarden Euro gestiegen, was die Notwendigkeit einer grundlegenden Umstrukturierung unterstreicht. Vorstandschef Holger Klein betonte die Dringlichkeit, die Grundfesten des Unternehmens zu überdenken, um den Herausforderungen der Branche gerecht zu werden.
Die Automobilindustrie befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel, der durch die Elektromobilität und geopolitische Unsicherheiten geprägt ist. ZF, ein Traditionsunternehmen mit Sitz in Friedrichshafen, hat im vergangenen Jahr einen Nettoverlust von über einer Milliarde Euro verzeichnet. Die hohen Rückstellungen für Restrukturierungskosten in Höhe von 600 Millionen Euro belasten die Bilanz zusätzlich. Diese Kosten sind Teil eines umfassenden Umbaus, der notwendig ist, um die veraltete Unternehmensstruktur an die aktuellen Marktanforderungen anzupassen.
Die Strategie von ZF, die auf Größe und Portfoliobreite setzte, ist laut Klein nicht mehr zeitgemäß. Die Übernahmen von TRW und Wabco sollten neue Geschäftsfelder erschließen, doch die Verschuldung durch diese Zukäufe schränkt die Investitionsmöglichkeiten des Unternehmens ein. Besonders die Getriebeproduktion, einst ein Kerngeschäft von ZF, verliert im Zeitalter der Elektromobilität an Bedeutung. Um die finanzielle Lage zu stabilisieren, hat ZF mit seinen Banken neue Kreditkonditionen ausgehandelt, die eine vorübergehende Lockerung der Schuldenobergrenze vorsehen.
Der operative Gewinn von ZF ist um 36 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro gesunken, während der Umsatz um elf Prozent auf 41,4 Milliarden Euro zurückging. Diese Entwicklung spiegelt die Herausforderungen wider, denen sich das Unternehmen in einem schwachen wirtschaftlichen Umfeld gegenübersieht. Die Ausgliederung der Produktion von elektrischen Achsen in ein Gemeinschaftsunternehmen mit Foxconn hat ebenfalls zu einem Umsatzrückgang geführt.
Um die Krise zu bewältigen, plant ZF, sich auf die Bereiche zu konzentrieren, in denen es die Finanzierung neuer Produkte selbst stemmen kann. Dazu gehören die Sparten Lastwagentechnik, Fahrwerkskomponenten, Industrie und das Ersatzteilgeschäft. Gleichzeitig sucht das Unternehmen nach externen Partnern für die Bereiche Automatisierte Fahrsysteme und Elektromobilität, um diese weiterzuentwickeln.
Die Airbagsparte von ZF wurde bereits ausgegliedert und steht zum Verkauf, um mit den Erlösen die Schulden zu reduzieren. Berichten zufolge zeigt der irische Autozulieferer Adient Interesse an einer Übernahme. Auch Private-Equity-Unternehmen wie American Industrial Partners und Fountain Vest Partners könnten potenzielle Käufer sein.
Zusätzlich zu den strukturellen Veränderungen hat ZF Sparprogramme für das Auto- und Nutzfahrzeuggeschäft gestartet, um die Produktion in Deutschland wieder profitabel zu machen. Bis 2028 plant das Unternehmen, die Zahl der Mitarbeiter in Deutschland um bis zu 14.000 zu reduzieren und Werke zusammenzulegen. Diese Maßnahmen sind Teil eines umfassenden Restrukturierungsplans, der darauf abzielt, die Wettbewerbsfähigkeit von ZF in einem sich schnell verändernden Marktumfeld zu sichern.
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