LONDON / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Der Wirecard-Skandal zieht weitere Kreise, nachdem ein Londoner Gericht Verbindungen zwischen dem ehemaligen COO Jan Marsalek und einer Gruppe bulgarischer Verdächtiger aufgedeckt hat, die angeblich mit russischen Geheimdiensten kooperierten.
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Der Wirecard-Skandal, der bereits die Finanzwelt erschütterte, hat nun auch Verbindungen zu internationalen Spionageaktivitäten offenbart. Ein Londoner Gericht hat im Rahmen eines Prozesses gegen eine Gruppe bulgarischer Verdächtiger, die der Zusammenarbeit mit russischen Geheimdiensten beschuldigt werden, neue Details ans Licht gebracht. Im Zentrum der Ermittlungen steht Jan Marsalek, der ehemalige Chief Operating Officer von Wirecard, der angeblich in ein Netzwerk von Spionen verwickelt ist.
Die Vorwürfe gegen die bulgarischen Staatsbürger, darunter Katrin Ivanova, Vanya Gaberova und Tihomir Ivanchev, beziehen sich auf mutmaßliche Spionageaktivitäten zwischen August 2020 und ihrer Festnahme im Februar 2023. Besonders brisant ist die Entdeckung eines Interpol-Fahndungsplakats von Marsalek auf einem Smartphone der Verdächtigen. Diese Enthüllungen werfen ein neues Licht auf die internationalen Verstrickungen des untergegangenen Zahlungsunternehmens Wirecard.
Ein zentraler Aspekt des Prozesses ist die Rolle von Orlin Roussev, einem geständigen Verschwörer, der angeblich Anweisungen von Marsalek erhalten haben soll. Unter dem Alias „Rupert Ticz“ soll Marsalek Roussev beauftragt haben, ukrainische Soldaten sowie Journalisten und Dissidenten zu überwachen. Diese Aktivitäten werden von den Staatsanwälten als Teil einer hochentwickelten Spionageoperation bewertet, die weit über die finanziellen Unregelmäßigkeiten von Wirecard hinausgeht.
Die Ermittlungen haben auch gefälschte Identitätsdokumente ans Licht gebracht, die in einer von Ivanova und Dzhambazov geteilten Wohnung in Nordwest-London gefunden wurden. Diese Dokumente, darunter Fälschungen bulgarischer, französischer, italienischer und spanischer Ausweise, unterstreichen die Komplexität und das Ausmaß der Operationen. Die britischen Behörden sehen in diesen Funden einen weiteren Beweis für die tiefgreifenden Verbindungen zwischen den Angeklagten und den russischen Geheimdiensten.
Alison Morgan KC, die die Anklage vertritt, hob die umfangreiche Vernetzung der Verdächtigen mit russischen Diensten wie dem FSB und dem GRU hervor. Diese Verbindungen sind besonders brisant, da sie in einem Kontext stehen, in dem Moskau zunehmend nicht-russische Staatsbürger für verdeckte Operationen im Vereinigten Königreich nutzt. Diese Strategie hat sich insbesondere seit den Anschlagsversuchen auf Sergei und Julia Skripal im Jahr 2018 verstärkt, als britische Maßnahmen die Aktivitäten russischer Agenten erschwerten.
Die Enthüllungen im Wirecard-Skandal werfen nicht nur ein neues Licht auf die Verstrickungen des Unternehmens in internationale Spionageaktivitäten, sondern auch auf die Sicherheitslage im Vereinigten Königreich. Die britischen Behörden stehen vor der Herausforderung, die Netzwerke zu entwirren und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Die kommenden Monate könnten weitere Details ans Licht bringen, die das Ausmaß der Verbindungen zwischen Wirecard und den russischen Geheimdiensten weiter beleuchten.
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