MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die Cybersicherheitslandschaft in Europa steht vor einem bedeutenden Wandel, da die EU-Mitgliedstaaten die NIS2-Richtlinie umsetzen, die darauf abzielt, die Cybersicherheit kritischer Infrastrukturen zu stärken.
Die Einführung der NIS2-Richtlinie markiert einen entscheidenden Schritt in der europäischen Cybersicherheitsstrategie. Diese Richtlinie fordert von den Mitgliedstaaten, dass sie ihre nationalen Gesetze anpassen, um einen hohen gemeinsamen Standard für die Cybersicherheit kritischer Infrastrukturen zu gewährleisten. Im Vergleich zur vorherigen NIS-Richtlinie von 2018 erweitert NIS2 den Geltungsbereich auf mehr Sektoren und verschärft die Meldepflichten. Die Richtlinie ermutigt die Mitgliedstaaten, innovative Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) zu fördern, um Cyberangriffe effektiver zu erkennen und zu verhindern.
Ein zentrales Element der NIS2-Richtlinie ist der Begriff des ‘Standes der Technik’, der in den meisten Mitgliedstaaten unterschiedlich interpretiert wird. Diese Unklarheit erschwert es Organisationen, die Einhaltung der Richtlinie zu gewährleisten, da sie kontinuierlich ihre Sicherheitsmaßnahmen an neue Bedrohungen und technologische Fortschritte anpassen müssen. Dies ist besonders herausfordernd, da sich der Stand der Technik schnell ändert und was heute als fortschrittlich gilt, morgen bereits veraltet sein kann.
Um den ‘Stand der Technik’ im Bereich der Cybersicherheit zu definieren, schlagen Experten fünf Kernkriterien vor: kontinuierliche Überwachung, Korrelation von Vorfällen, Erkennung anomaler Aktivitäten, autonome Reaktion und proaktive Cyberresilienz. Diese Prinzipien basieren auf bewährten Sicherheitspraktiken wie der Sicherstellung der Geschäftskontinuität und dem Management von Schwachstellen. Die kontinuierliche Überwachung ist entscheidend, um die komplexen digitalen Umgebungen von Organisationen zu schützen, die durch die Einführung von Cloud-Infrastrukturen und IoT-Geräten entstanden sind.
Die Korrelation von Vorfällen über verschiedene Plattformen hinweg stellt eine weitere Herausforderung dar. Sicherheitsoperationsteams müssen in der Lage sein, Warnmeldungen effizient zu verknüpfen, um Bedrohungen schnell zu erkennen und darauf zu reagieren. Eine zentrale Ansicht aller Sicherheitswarnungen kann die Effizienz der Bedrohungserkennung und -reaktion erheblich verbessern.
Die Erkennung anomaler Aktivitäten wird immer wichtiger, da die Zahl der Zero-Day-Schwachstellen zunimmt. Traditionelle Sicherheitsmethoden, die auf bekannten Bedrohungen basieren, sind oft unzureichend, um neue, unbekannte Angriffe zu erkennen. Anomalieerkennungstechniken, die auf maschinellem Lernen basieren, bieten hier einen vielversprechenden Ansatz.
Autonome Reaktionssysteme sind unerlässlich, um auf die Geschwindigkeit und Raffinesse moderner Cyberangriffe zu reagieren. Diese Systeme können Bedrohungen in Echtzeit eindämmen, ohne den Geschäftsbetrieb zu stören. Eine proaktive Cyberresilienzstrategie hilft Organisationen, ihre Verteidigungsmaßnahmen zu stärken und potenzielle Angriffe im Vorfeld zu verhindern.
Die NIS2-Richtlinie stellt einen bedeutenden regulatorischen Meilenstein dar, der die Cybersicherheit in der EU stärkt. Durch die Förderung des Einsatzes von KI und anderen fortschrittlichen Technologien können Organisationen ihre Sicherheitsmaßnahmen verbessern und sich besser gegen die sich entwickelnde Bedrohungslandschaft wappnen.
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