Wie die Reise der Sonne durch die Milchstraße das Erdklima beeinflusst haben könnte

MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Vor etwa 14 Millionen Jahren durchquerte unser Sonnensystem eine besonders dichte Region der Milchstraße, was möglicherweise das Klima auf der Erde beeinflusste.

Die Vorstellung, dass das Sonnensystem auf seiner Reise durch die Milchstraße das Erdklima beeinflussen könnte, mag zunächst abwegig erscheinen. Doch genau das legen aktuelle Forschungen nahe. Vor rund 14 Millionen Jahren durchquerte das Sonnensystem eine dichte Zone der Milchstraße, die als Radcliffe-Welle bekannt ist. Diese Passage könnte die Heliosphäre, die schützende Blase um unser Sonnensystem, komprimiert und den Zustrom von interstellarem Staub auf die Erde erhöht haben.

Die Radcliffe-Welle ist eine riesige, wellenförmige Struktur aus Gas und jungen Sternen, die sich über 9000 Lichtjahre erstreckt. Forscher der Universität Wien und ihre US-amerikanischen Kollegen haben diese Struktur im Jahr 2020 identifiziert. Die Durchquerung dieser Region könnte mit einer klimatischen Abkühlung auf der Erde zusammenfallen, die vor etwa 14 Millionen Jahren begann und zur Bildung der Vorläufer des antarktischen Eisschilds führte.

Die Heliosphäre, die durch den Sonnenwind gebildete schützende Plasmablase, könnte während der Passage durch den Orion-Sternentstehungskomplex, einem Teil der Radcliffe-Welle, komprimiert worden sein. Dies hätte den Eintrag von interstellarem Staub auf die Erde erhöht, was möglicherweise das Klima beeinflusste. Diese Hypothese wird durch geologische Aufzeichnungen gestützt, die auf eine Abkühlung im mittleren Miozän hinweisen.

Ein langfristiger Rückgang der Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre wird als Hauptursache für die Abkühlung im mittleren Miozän angesehen. Dennoch könnte der interstellare Staub, der durch die Radcliffe-Welle auf die Erde gelangte, eine Rolle gespielt haben. Die Forscher betonen jedoch, dass die Menge an extraterrestrischem Staub erheblich größer sein müsste, um eine signifikante Klimabeeinflussung zu verursachen.

Die Untersuchung der Gaia-Daten, die die Bewegung des Sonnensystems durch die Milchstraße über Millionen von Jahren nachzeichnen, könnte in Zukunft weitere Einblicke in die klimatischen Auswirkungen solcher kosmischen Ereignisse bieten. Die Forscher hoffen, dass die Analyse radioaktiver Elemente aus kosmischem Niederschlag, die von Supernovae stammen, genauere Schätzungen der Staubmenge ermöglichen wird.

Diese Forschung verbindet Astrophysik, Paläoklimatologie und Geologie und zeigt, wie interdisziplinäre Ansätze unser Verständnis von Klimaveränderungen erweitern können. Während der menschengemachte Klimawandel heute in wenigen Jahrzehnten massive Auswirkungen zeigt, verlief die Abkühlung im Miozän über hunderttausende Jahre. Ob es einen direkten kausalen Zusammenhang zwischen der Passage des Sonnensystems durch die Radcliffe-Welle und der damaligen Abkühlung gibt, bleibt Gegenstand weiterer Untersuchungen.

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