SEATTLE / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Neue Forschungen zeigen, dass das Altern nicht alle Gehirnzellen gleichermaßen betrifft. Besonders Zellen im Hypothalamus sind anfällig für altersbedingte genetische Veränderungen, was wichtige Einblicke in die Entwicklung von Hirnerkrankungen wie Alzheimer bietet.
Die neuesten Erkenntnisse aus der Hirnforschung zeigen, dass das Altern nicht alle Gehirnzellen gleichermaßen betrifft. Besonders Zellen im Hypothalamus, einem Bereich, der für die Hormonproduktion und die Regulierung grundlegender Körperfunktionen verantwortlich ist, zeigen signifikante altersbedingte genetische Veränderungen. Diese Veränderungen umfassen eine reduzierte Aktivität von Genen, die mit neuronalen Schaltkreisen verbunden sind, sowie eine erhöhte Aktivität von Genen, die mit dem Immunsystem in Verbindung stehen.
Die Forschung, die von der National Institutes of Health (NIH) finanziert wurde, bietet eine detaillierte Karte der altersanfälligen Gehirnregionen. Diese Karte könnte entscheidend sein, um zu verstehen, wie das Altern Hirnerkrankungen wie Alzheimer beeinflusst. Die Ergebnisse könnten auch die Entwicklung von Behandlungen für altersbedingte Hirnveränderungen und neurodegenerative Erkrankungen leiten.
Wissenschaftler nutzten fortschrittliche genetische Analysetools, um einzelne Zellen in den Gehirnen von jungen und alten Mäusen zu untersuchen. Dabei analysierten sie die genetische Aktivität einer Vielzahl von Zelltypen in 16 verschiedenen Gehirnregionen. Die Ergebnisse zeigten, dass die Aktivität von Genen, die mit neuronalen Schaltkreisen verbunden sind, abnimmt, während die Aktivität von Genen, die mit dem Immunsystem und Entzündungen in Verbindung stehen, zunimmt.
Besonders betroffen sind Zellen, die den dritten Ventrikel umgeben, eine wichtige Struktur, die den Fluss von Gehirnflüssigkeit durch den Hypothalamus ermöglicht. Diese Zellen zeigten die größten Veränderungen in der genetischen Aktivität mit dem Alter, was auf eine erhöhte Immunantwort und eine verringerte neuronale Funktion hindeutet.
Die Ergebnisse stimmen mit früheren Studien überein, die gezeigt haben, dass der Hypothalamus eine zentrale Rolle bei der Regulierung des Stoffwechsels spielt. Dies könnte erklären, warum kalorienreduzierte Diäten und intermittierendes Fasten die Lebensspanne verlängern können. Die altersanfälligen Neuronen im Hypothalamus sind bekannt dafür, Hormone zu produzieren, die das Füttern und den Energiehaushalt steuern.
Die Forscher betonen, dass weitere Untersuchungen notwendig sind, um die biologischen Mechanismen hinter diesen Veränderungen zu verstehen und mögliche Verbindungen zur menschlichen Gesundheit zu erforschen. Diese Studie, die von Wissenschaftlern des Allen Institute for Brain Science in Seattle geleitet wurde, könnte die Art und Weise, wie Wissenschaftler das Altern des Gehirns betrachten, grundlegend verändern.
Die Verwendung von innovativen Hirnkartierungstools, die im Rahmen der BRAIN-Initiative der NIH entwickelt wurden, ermöglichte es den Forschern, über 1,2 Millionen Gehirnzellen zu untersuchen. Diese umfassende Analyse bietet neue Einblicke in die altersbedingten Veränderungen im Gehirn und könnte die Entwicklung neuer Behandlungen für altersbedingte Hirnerkrankungen vorantreiben.
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