MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Das Bundeskartellamt hat in einem aktuellen Bericht auf erhebliche Risiken für den Wettbewerb im Handel mit Benzin und Diesel hingewiesen. Die Behörde sieht die Gefahr, dass Marktteilnehmer durch stillschweigende Absprachen die Preise künstlich in die Höhe treiben könnten.
Das Bundeskartellamt hat kürzlich einen Bericht veröffentlicht, der die wettbewerblichen Risiken im deutschen Benzin- und Dieselmarkt beleuchtet. Die Behörde warnt vor der Gefahr, dass Marktteilnehmer durch stillschweigende Absprachen die Preise höher ansetzen könnten, als es das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage rechtfertigen würde. Diese Praxis könnte dazu führen, dass Autofahrer an den Tankstellen überhöhte Preise zahlen müssen.
Die Untersuchung des Mineralölsektors wurde im Zuge der stark gestiegenen Kraftstoffpreise nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 eingeleitet. Damals reagierte die Bundesregierung mit einem Tankrabatt, der die Energiesteuer auf Kraftstoffe für mehrere Monate senkte. Laut einem Zwischenbericht wurde dieser Rabatt überwiegend an die Verbraucher weitergegeben.
Ein zentrales Problem ist die komplexe Preisbildung bei Benzin und Diesel. Während der Preis für Rohöl international festgelegt wird, werden die Preise für verarbeitete Produkte in Deutschland oft durch langfristige Lieferverträge und wenige Anbieter bestimmt. Diese Struktur birgt laut Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamts, erhebliche Risiken für den Wettbewerb.
Die Veröffentlichung detaillierter Marktinformationen könnte eine Kollusion begünstigen, so Mundt. Zudem besteht die Gefahr, dass einzelne Marktteilnehmer die Preisnotierungen durch selektive Meldungen beeinflussen. Die Untersuchung umfasste Befragungen von Betreibern von Tanklagern, Großhändlern und Tankstellen sowie Anbietern von Preisnotierungen.
Ein weiteres Thema ist die Häufigkeit der Preisänderungen an den Tankstellen. Während 2014 die Preise durchschnittlich vier bis fünf Mal täglich geändert wurden, stieg diese Zahl Anfang 2024 auf 18 Preisänderungen pro Tag. Diese Entwicklung erschwert es den Verbrauchern, zu einem günstigen Zeitpunkt zu tanken.
Das Bundeskartellamt prüft nun, ob ein Verfahren eröffnet werden soll, um den Risiken durch die stark verbreiteten Preisnotierungen in der Branche nachzugehen. Auch die Auswirkungen der häufigen Preisänderungen an den Tankstellen sollen weiter untersucht werden. Die Behörde empfiehlt zudem strengere Gesetze für Preisnotierungen, um den Wettbewerb zu schützen.
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