HELSINKI / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Eine innovative Studie europäischer Forscher hat gezeigt, wie virtuelle Realität genutzt werden kann, um die Gehirnaktivität von Kindern mit ADHS besser zu verstehen.
In einer wegweisenden Studie haben Forscher aus mehreren europäischen Universitäten eine neue Methode entwickelt, um die Gehirnaktivität von Kindern mit ADHS zu untersuchen. Durch den Einsatz von Virtual-Reality-Spielen und funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) konnten sie aufzeigen, dass sich die Gehirnmuster von Kindern mit ADHS während aktiver Aufgaben erheblich von denen gesunder Kinder unterscheiden. Diese Erkenntnisse könnten den Weg für verbesserte Diagnosemethoden und nicht-medikamentöse Behandlungen ebnen.
Traditionelle Gehirnscans werden meist im Ruhezustand durchgeführt, was oft nicht die volle Bandbreite der Symptome von ADHS widerspiegelt. Die Forscher um Juha Salmitaival von der Aalto-Universität betonen, dass die Gehirnaktivität während realitätsnaher Interaktionen, wie sie in virtuellen Umgebungen simuliert werden, deutlichere Unterschiede aufweist. Diese Methode könnte helfen, die Mechanismen hinter der steigenden Zahl von ADHS-Diagnosen besser zu verstehen.
Während der Studie wurden Kinder in eine virtuelle Welt versetzt, in der sie Aufgaben lösen mussten, die alltäglichen Herausforderungen ähneln. Die Ergebnisse zeigten, dass die Gehirnnetzwerke von Kindern mit ADHS besonders in den tiefen Strukturen und deren Verbindung zu kortikalen Bereichen anders aktiviert werden. Diese Unterschiede waren bei passiven Aktivitäten wie dem Ansehen von Videos oder im Ruhezustand nicht erkennbar.
Die Forscher hoffen, dass diese Erkenntnisse dazu beitragen, die Diagnose von ADHS zu revolutionieren. Durch den Einsatz von Virtual-Reality-Technologien könnten in Zukunft dynamischere und realitätsnähere Tests entwickelt werden, die die Symptome besser erfassen. Dies könnte auch neue Wege für die Entwicklung von Therapien eröffnen, die ohne Medikamente auskommen.
Ein weiterer interessanter Aspekt der Studie ist die Erkenntnis, dass die Gehirne von Kindern mit ADHS durch die Interaktion mit ihrer Umgebung geformt werden. Dies wirft auch ein Licht auf die Auswirkungen moderner Technologien und sozialer Medien auf die Gehirnentwicklung. Die Forscher planen, in Zukunft auch Erwachsene in ähnlichen virtuellen Umgebungen zu untersuchen, um die Symptome besser zu verstehen.
Obwohl die fMRT-Technologie derzeit noch zu teuer für den breiten Einsatz in der Diagnostik ist, glauben die Forscher, dass die gewonnenen Erkenntnisse langfristig zu einfacheren und kostengünstigeren Diagnosemethoden führen könnten. Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit Forschern der Universitäten Helsinki und Oulu sowie dem Lyon Neuroscience Research Centre durchgeführt.
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