FRANKFURT (IT BOLTWISE) – Heute ist es endlich soweit. In der Medizin kommt so langsam der digitale Wandel an und gesetzliche Krankenkassen bezahlen ab heute den digitalen Arztbesuch per Videosprechstunde. Ab 1. April können also Ärzte die telemedizinische Beratung für Kassenpatienten abrechnen. Eine Umfrage des Ärztenetzwerks Coliquio zeigt, dass die Mehrheit der Ärzte offen sind für dieses Angebot. Startups wie Dr. Ed, Teleclinic und Patientus bieten solche Services seit vielen Monaten an und können diese Neuigkeit als großen Meilenstein betrachten, um das eigene Business nun optimal zu positionieren.
Die Vision den Ärztebesuch zu digitalisieren und als Videosprechstunde anzubieten hatten schon einige Startups in den letzten Jahren. Aber die entscheidende Hürde – die Erstattung dieses Angebots durch die gesetzlichen Krankenkassen – wird erst jetzt genommen. Ab heute, dem 1. April, übernehmen nun gesetzliche Krankenkassen auch diese Art von Sprechstunde beim Arzt. Für Videosprechstunden erhalten Praxen bis zu 800 Euro jährlich pro Arzt. Ab April gibt es für jede Videosprechstunde einen Technikzuschlag von 4,21 Euro – Dieser wird für bis zu 50 Videosprechstunden im Quartal gezahlt.
Mehr als die Hälfte der Befragten wollen sich dem Thema annehmen
Laut einer exklusive Umfrage des Ärztenetzwerks Coliquio steht die Mehrheit der Ärzte positiv dem Thema gegenüber. Etwa 170.000 Ärzte sind mittlerweile auf der vor zehn Jahren gegründeten Plattform aktiv. Mit 57 Prozent der Befragten würden mehr als die Hälfte eine Online-Sprechstunde in der eigenen Praxis anbieten. 43 Prozent der befragten Ärzte wollen aber mit dem Thema überhaupt nichts zu tun haben oder stehen sehr skeptisch der Sache gegenüber. 386 Ärzte nahmen an der Umfrage teil. 80 Prozent der Ärzte, die bei der Umfrage für das Thema offen waren, wollen sich über technische Lösungen bei Anbietern erkundigen.
Ärzte sehen die Videosprechstunde optimal für chronisch kranke Patienten
Zudem gaben 60 Prozent der befragen Ärzte in der Umfrage an, dass sie tatsächlich glauben so ein Prozess könne viel Zeit sparen und Beratungen effektiv verkürzen. Chronisch kranke Patienten könnten eine kurze Sprechstunde mit einem minimalen Aufwand von zu Hause aus durchführen. Voraussetzung für eine optimale Videoberatung sei es, dass der jeweilige Patient schon bei dem Arzt persönlich vor Ort war. Auch den Ärztemangel im ländlichen Raum könne man mit diesem Angebot abdecken. Ältere Menschen können sich zudem Geld und Zeit sparen.
Von den etwa 200 Befürwortern der Videosprechstunde, die an der exklusiven Umfrage teilgenommen haben, führen knapp 40 Prozent eine Einzelpraxis, 24 Prozent eine Gemeinschaftspraxis und 20 Prozent arbeiten in einer klinischen Einrichtung. Etwas mehr als ein Drittel der befragten Ärzte sind Hausärzte, die übrigen sind Fachärzte verschiedenster Richtungen. Zugelassen zur Abrechnung über die gesetzlichen Krankenkassen ist die Online-Sprechstunde aktuell nur für bestimmte Facharztgruppen wie Dermatologen, Augenärzte, Chirurgen und Orthopäden sowie für Haus-, Kinder- und Jugendärzte.(cr/be)
- Quellenangaben, Einzelnachweise und Weblinks
- https://www.handelsblatt.com – Ärzte sind offen für die Videosprechstunde
- https://www.focus.de – So läuft der Besuch beim Online-Doc genau ab
- https://www.swr.de – Telemedizin – Sprechstunde per Video – Fernsehbeitrag
Larissa Bernhardt, 01.04.2017, New York
Ergänzungen und Infos bitte an die Redaktion per eMail an de-info[at]it-boltwise.de
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