MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Eine umfassende internationale Studie hat herausgefunden, dass verheiratete Menschen im Vergleich zu unverheirateten Personen weniger depressive Symptome aufweisen. Diese Erkenntnis könnte wichtige Implikationen für die öffentliche Gesundheit und die Entwicklung von Präventionsstrategien haben.
Eine neue Studie, die in der Fachzeitschrift Nature Human Behaviour veröffentlicht wurde, zeigt, dass unverheiratete Personen, unabhängig davon, ob sie ledig, geschieden, getrennt oder verwitwet sind, häufiger depressive Symptome erleben als ihre verheirateten Pendants. Die Größe dieses Unterschieds variiert jedoch je nach Wohnland, Geschlecht und Bildungsniveau. Die Studie legt nahe, dass Alkohol- und Tabakkonsum einige der erhöhten Risiken für depressive Symptome bei unverheirateten Personen in China, Korea und Mexiko erklären könnten.
Depression ist ein bedeutendes globales Gesundheitsproblem, das schätzungsweise 5 % der Erwachsenen weltweit betrifft. Diese Rate könnte bis 2025 auf über 10 % ansteigen. Depression ist mit einer Reihe negativer gesundheitlicher Folgen verbunden, darunter ein erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten, Behinderungen und Suizid. Daher ist es entscheidend, Faktoren zu identifizieren, die zur Depression beitragen, um wirksame Präventions- und Behandlungsstrategien zu entwickeln. Da die Ehe eine bedeutende soziale Bindung mit potenziellen gesundheitlichen Auswirkungen darstellt, untersuchten Forscher deren Beziehung zur Depression in verschiedenen Ländern.
Frühere Studien, die hauptsächlich in westlichen Ländern durchgeführt wurden, deuteten darauf hin, dass die Ehe einen gewissen Schutz vor Depressionen bieten könnte. Diese Ergebnisse sind jedoch möglicherweise nicht universell anwendbar, da kulturelle, sozioökonomische und bildungsbedingte Unterschiede zwischen den Ländern bestehen. Einige Forschungen fanden beispielsweise keinen Zusammenhang zwischen Familienstand und Depression bei Frauen in Korea und Kenia. Um diese Lücke zu schließen, führten die Forscher eine groß angelegte, länderübergreifende Analyse durch, um ein umfassenderes Verständnis der Verbindung zwischen Familienstand und Depression zu gewinnen.
Die Forscher nutzten eine groß angelegte, zweistufige Analyse, die Daten aus mehreren national repräsentativen Kohorten in sieben Ländern kombinierte: den Vereinigten Staaten, dem Vereinigten Königreich, China, Korea, Mexiko, Indonesien und Irland. In der ersten Phase wurde eine Querschnittsanalyse durchgeführt, um die Beziehung zwischen Familienstand und aktuellen depressiven Symptomen zu untersuchen. Diese Analyse umfasste 106.556 Teilnehmer aus verschiedenen nationalen Gesundheitsumfragen, die zwischen 2005 und 2020 durchgeführt wurden. Die Teilnehmer wurden in vier Gruppen eingeteilt: verheiratet, ledig, geschieden oder getrennt und verwitwet.
Depressive Symptome wurden mithilfe standardisierter Fragebögen gemessen, die spezifisch für jedes Land waren, wie dem Patient Health Questionnaire-9 und der Center for Epidemiological Studies Depression Scale. Um den Effekt des Familienstands auf depressive Symptome zu isolieren, kontrollierten die Forscher potenzielle Störfaktoren, einschließlich Alter, Geschlecht, Bildungsniveau, Einkommen und Gesundheitsverhalten wie Alkoholkonsum und Rauchen.
In der zweiten Phase wurde eine Längsschnittanalyse durchgeführt, um die kausalen Wege zwischen Familienstand und späterer Entwicklung depressiver Symptome zu erforschen. Dieser Teil der Studie verfolgte 20.865 Teilnehmer aus fünf Ländern über mehrere Jahre, um Veränderungen in depressiven Symptomen zu verfolgen und die vermittelnden Effekte von Alkohol und Rauchen zu untersuchen. Die Forscher verwendeten statistische Techniken, einschließlich kausaler Mediationsanalyse, um zu bewerten, ob diese Gesundheitsverhalten eine Rolle in der beobachteten Beziehung zwischen Familienstand und Depression spielten.
Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass unverheiratete Personen insgesamt eine höhere Wahrscheinlichkeit hatten, depressive Symptome zu erleben als verheiratete Personen. Dieses Muster war in allen untersuchten Ländern zu beobachten, wobei unverheiratete Menschen fast doppelt so hohe Chancen hatten, depressive Symptome zu melden, verglichen mit verheirateten Personen. Das gepoolte Odds Ratio für depressive Symptome bei unverheirateten Personen betrug 1,86, was auf ein erhebliches Risiko hinweist.
Die Größe dieses erhöhten Risikos variierte jedoch je nach spezifischen Faktoren. Beispielsweise war der Zusammenhang zwischen Unverheiratetsein und depressiven Symptomen in westlichen Ländern wie den Vereinigten Staaten, dem Vereinigten Königreich und Irland ausgeprägter als in östlichen Ländern wie China, Korea und Indonesien. Die Forscher vermuten, dass kulturelle Unterschiede in sozialen Erwartungen, emotionalem Ausdruck und Bewältigungsmechanismen erklären könnten, warum unverheiratete Personen in westlichen Gesellschaften anfälliger für Depressionen sind.
Das Geschlecht war ein weiterer wichtiger Faktor, der die Beziehung zwischen Familienstand und Depression beeinflusste. Die Forscher fanden heraus, dass unverheiratete Männer ein höheres Risiko für depressive Symptome hatten als unverheiratete Frauen, insbesondere unter ledigen Personen. Diese Erkenntnis stimmt mit früheren Forschungen überein, die darauf hindeuten, dass Männer möglicherweise weniger soziale Unterstützungsnetzwerke haben und einem größeren gesellschaftlichen Druck ausgesetzt sind, wenn sie unverheiratet sind, was ihre Anfälligkeit für Depressionen erhöhen könnte.
Auch der Bildungsstand erwies sich als signifikanter Moderator. Unverheiratete Personen mit höherem Bildungsniveau hatten ein größeres Risiko für depressive Symptome im Vergleich zu Personen mit niedrigerem Bildungsniveau. Die Forscher vermuten, dass hochgebildete Personen möglicherweise erhöhten gesellschaftlichen Erwartungen und beruflichem Druck ausgesetzt sind, die in Kombination mit einem Mangel an ehelicher Unterstützung psychischen Stress verstärken könnten.
In der Längsschnittanalyse fanden die Forscher heraus, dass Alkoholkonsum und Rauchen eine kausale Rolle bei der Entwicklung depressiver Symptome bei unverheirateten Personen in China, Korea und Mexiko spielten. Beispielsweise machte der Alkoholkonsum 3,2 % des Risikos für die Entwicklung depressiver Symptome bei ledigen Mexikanern aus, 34,1 % bei ledigen Koreanern und 27,4 % bei ledigen Chinesen. Bei geschiedenen/getrennten Personen in diesen Ländern machte der Alkoholkonsum 16,5 %, 29,3 % und 21,2 % des Risikos aus. Bei verwitweten Personen machte der Alkoholkonsum 13,4 %, 5,9 % und 12,0 % des Risikos in Mexiko, Korea und China aus. Rauchen wurde ebenfalls als signifikanter Mediator bei ledigen Personen in Mexiko und China identifiziert, wobei es 22,1 % bzw. 43,8 % des Risikos ausmachte. In den Vereinigten Staaten oder Irland vermittelten Alkoholkonsum und Rauchen jedoch nicht signifikant die Beziehung zwischen Familienstand und depressiven Symptomen.
Die Forscher fanden heraus, dass diese Gesundheitsverhalten einen erheblichen Teil des erhöhten Risikos erklärten, was darauf hindeutet, dass Interventionen zur Reduzierung von Alkohol- und Tabakkonsum wirksam sein könnten, um Depressionen bei unverheirateten Personen zu mildern.
Trotz seines umfassenden Ansatzes weist die Studie einige Einschränkungen auf. Erstens stützte sie sich auf selbstberichtete Maßnahmen depressiver Symptome, die möglicherweise nicht die Komplexität klinischer Depressionen vollständig erfassen. Darüber hinaus war die Studie auf heterosexuelle Beziehungen beschränkt, da es an Daten zu gleichgeschlechtlichen Partnerschaften mangelte, und die Ergebnisse sind möglicherweise nicht auf alle kulturellen Kontexte übertragbar.
Zukünftige Forschungen könnten diese Einschränkungen angehen, indem sie klinische Diagnosen von Depressionen einbeziehen und die Auswirkungen des Familienstands in vielfältigeren Beziehungskontexten untersuchen. Darüber hinaus könnte eine weitere Untersuchung der kulturellen Faktoren, die den Zusammenhang zwischen Familienstand und Depression beeinflussen, tiefere Einblicke in die sozialen Determinanten der psychischen Gesundheit bieten.
Trotz dieser Einschränkungen liefert die Studie Einblicke in die Beziehung zwischen Familienstand und psychischer Gesundheit in verschiedenen Ländern. Die Ergebnisse legen nahe, dass unverheiratete Personen, insbesondere solche, die ledig, hochgebildete Männer in westlichen Ländern sind, einem höheren Risiko ausgesetzt sein könnten, depressive Symptome zu entwickeln.
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