MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Neue Forschungen zeigen, dass die Stimulation des Vagusnervs die Anfälligkeit für Körperillusionen verringern kann. Diese Entdeckung könnte bedeutende Auswirkungen auf die Behandlung von psychischen Erkrankungen haben, bei denen das Körperbewusstsein gestört ist.
Die Stimulation des Vagusnervs, insbesondere durch eine Methode namens transkutane aurikuläre Vagusnervstimulation (taVNS), hat das Potenzial, die Art und Weise zu verändern, wie Menschen ihren Körper wahrnehmen. Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass diese nicht-invasive Technik die Anfälligkeit für die sogenannte Gummihand-Illusion verringert. Diese Illusion tritt auf, wenn das Gehirn eine falsche Hand als Teil des eigenen Körpers wahrnimmt, was auf die Fähigkeit des Gehirns zurückzuführen ist, verschiedene sensorische Informationen zu integrieren.
Der Vagusnerv spielt eine zentrale Rolle in der Kommunikation zwischen Körper und Gehirn. Er überträgt Signale von Organen wie Herz und Lunge und hilft dem Gehirn, den inneren Zustand des Körpers zu überwachen. Wissenschaftler interessieren sich seit langem für diesen Nerv aufgrund seiner weitreichenden Auswirkungen auf Emotionen, Aufmerksamkeit und Selbstwahrnehmung. In den letzten Jahren wurde untersucht, wie die Stimulation dieses Nervs die psychische Gesundheit verbessern oder bestimmte Gehirnfunktionen verstärken könnte.
Die Studie, die in der Fachzeitschrift Psychophysiology veröffentlicht wurde, untersuchte, ob taVNS die Wahrnehmung des Körperbesitzes beeinflussen kann. Dabei wurde eine hochmoderne Version der Gummihand-Illusion verwendet, bei der Teilnehmer eine virtuelle Hand sahen, die in Echtzeit mit ihrer eigenen versteckten Hand interagierte. Die Forscher fanden heraus, dass Teilnehmer, die echte Vagusnervstimulation erhielten, weniger anfällig für diese Illusion waren, unabhängig davon, ob die sensorischen Rückmeldungen synchron oder asynchron waren.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass taVNS nicht nur die kardiale Wahrnehmung verbessert, sondern auch eine allgemeinere Rolle bei der Veränderung der multisensorischen Integration spielt. Dies könnte bedeuten, dass Menschen durch die Stimulation des Vagusnervs mehr auf Signale ihres echten Körpers als auf externe Reize angewiesen sind. Diese Erkenntnis könnte weitreichende Implikationen für das Verständnis von Störungen haben, bei denen die Körperwahrnehmung gestört ist, wie Depersonalisation, bestimmte Angststörungen und chronische Schmerzzustände.
Obwohl die Studie vielversprechende Ergebnisse liefert, gibt es Einschränkungen zu beachten. Die Untersuchung wurde an einer relativ kleinen Gruppe gesunder Teilnehmer durchgeführt, und es ist unklar, wie lange die beobachteten Veränderungen anhalten. Zukünftige Studien sollten eine größere und vielfältigere Teilnehmergruppe einbeziehen und möglicherweise eine Kontrollgruppe ohne Stimulation hinzufügen, um die spezifischen Effekte der Stimulation besser zu isolieren.
Langfristig hoffen die Forscher, dass diese Arbeit zu einem besseren Verständnis und potenziellen Therapien für Störungen führt, bei denen das Körperbewusstsein gestört ist. Die Möglichkeit, das Körperbewusstsein durch Vagusnervstimulation zu stärken, könnte therapeutisches Potenzial für Erkrankungen wie Angstzustände, PTBS, Essstörungen und Depersonalisation bieten.
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