Tesla-Besitzer in Marin County im Zwiespalt: Umweltbewusstsein trifft auf politische Kontroversen

MILL VALLEY / KALIFORNIEN / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – In der wohlhabenden und liberalen Gemeinde Mill Valley im Marin County, Kalifornien, sorgt eine ungewöhnliche Bewegung für Aufsehen. Tesla-Besitzer, die einst als Vorreiter des umweltbewussten Fahrens galten, stehen nun vor einem moralischen Dilemma.

In den Parkplätzen von Mill Valley, Kalifornien, tauchen mysteriöse Indexkarten auf den Windschutzscheiben von Tesla-Fahrzeugen auf. Diese Karten fordern in auffälliger Schrift dazu auf, Elon Musk zu stoppen und das eigene Tesla-Fahrzeug abzustoßen. Vor einigen Jahren bedeutete der Besitz eines Teslas in Mill Valley, dass man wohlhabend, aber nicht protzig war und als progressiver Umweltschützer mit Stil galt. Doch seit der letzten Präsidentschaftswahl hat sich die Bedeutung dieser Fahrzeuge für die Bewohner von Mill Valley verändert.

Aktivisten haben anderswo Tesla-Ladestationen in Brand gesteckt, Swastikas in Fahrzeuge geritzt und Graffiti auf Autohäuser gesprüht. In Mill Valley jedoch tobt ein stillerer Kampf: ein innerer Konflikt in den Köpfen und Herzen der Tesla-Besitzer, deren Umweltbewusstsein mit ihrer Wut auf Elon Musk, den CEO von Tesla, kollidiert. Kalifornische Fahrer besitzen mehr Elektrofahrzeuge pro Kopf als die Bewohner anderer Bundesstaaten, und Marin County hat mehr Teslas als jede andere Region außer dem Silicon Valley.

Marin County ist jedoch weitaus liberaler als das Silicon Valley. Bei der letzten Präsidentschaftswahl unterstützten 81 Prozent der Wähler in Marin Kamala Harris, während nur 17 Prozent für Donald J. Trump stimmten. In Mill Valley, wo ein eher unscheinbares Haus zwei Millionen Dollar kosten kann, ist das Leben für diejenigen, die es sich leisten können, angenehm. Trotz seines Reichtums behält Mill Valley einen Hauch seiner Hippie-Wurzeln bei. Bob Weir, der ehemalige Gitarrist der Grateful Dead, ist Miteigentümer eines Konzertsaals hier, der Blues-Sessions und Bob Marley-Tribute veranstaltet.

Die politische Spaltung des Landes hat jedoch auch das entspannte Mill Valley erreicht. Die Stadt ist voller Tesla-Besitzer und Tesla-Gegner – und oft sind sie ein und dieselbe Person. Vikki Goldman, die ihren Tesla verabscheut, aber nicht bereit ist, die Kosten für die Auflösung ihres Leasingvertrags zu tragen, fragt sich: „Was sollen wir tun?“

Einige Bewohner, die Musk verachten, protestieren regelmäßig auf der Autobahnüberführung zwischen Mill Valley und dem nächstgelegenen Tesla-Autohaus. Die Gruppe „Seniors for Peace“ hat Tesla zu ihrer Liste von Beschwerden während der Freitagsproteste vor einem Seniorenheim hinzugefügt. In letzter Zeit sind auch die Indexkarten aufgetaucht, darunter eine auf dem Tesla von Frau Goldman, obwohl sie bereits einen Aufkleber mit dem durchgestrichenen Wort „Elon“ auf ihrem Auto angebracht hatte.

Andere teilen diese Gefühle. Terry Ross, ein pensionierter Anwalt, der seit 54 Jahren in Mill Valley lebt, verkaufte seinen Tesla, nachdem er Musk einen umstrittenen Gruß geben sah. Carter Zinn, ein Anwalt aus Mill Valley, dachte darüber nach, seinen Tesla in Brand zu setzen, entschied sich jedoch dagegen, da er die Innovation von Tesla im Bereich der Elektrofahrzeuge und der Energiespeicherung bewundert.

John Turnacliff, der Vorsitzende des Marin County Republican Central Committee, findet die Situation amüsant, insbesondere die Tatsache, dass Anti-Musk-Aufkleber zum neuesten lokalen Trend geworden sind. Die Indexkarten sorgten kürzlich für Aufsehen, als ein Tesla-Besitzer seinen Frust in den sozialen Medien äußerte, nachdem er eine dieser Karten erhalten hatte.

Die Verfasserin der Karten, Debbie Coller, eine 75-jährige Demokratin, die einst Mitglied der Grünen Partei war, gestand schnell, die „Indexkarten-Marauderin“ von Mill Valley zu sein. Sie ist besorgt, dass Musks politische Entscheidungen die Sozialversicherungs- und Medicare-Leistungen gefährden könnten, auf die sie und ihr Ehemann angewiesen sind.

Viele Tesla-Besitzer in Mill Valley sind jedoch nicht bereit, einen finanziellen Verlust hinzunehmen. Lokale Gebrauchtwagen-Websites zeigen eine Flut von Teslas zum Verkauf in Marin County, oft weit unter 35.000 Dollar. Heather Barberie, die 2020 einen weißen Tesla Model X gekauft hat, sagte, sie sei derzeit arbeitslos und könne es sich nicht leisten, ihr Auto zu verkaufen.

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