MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Der Sturz des Assad-Regimes in Syrien hat eine neue Ära der Unsicherheit eingeläutet, sowohl militärisch als auch politisch. Diese Entwicklung hat den Wettbewerb um Einfluss in der Region verschärft und birgt weitreichende Konsequenzen für die Stabilität Syriens und des Nahen Ostens insgesamt.
Der Zusammenbruch des Assad-Regimes hat in Syrien ein Machtvakuum hinterlassen, das von verschiedenen Akteuren gefüllt werden möchte. Iran ist tief in Syrien verwurzelt und versucht, seine Interessen durch ein Netzwerk verbündeter Milizen zu sichern. Teherans Fähigkeit, seine Präsenz aufrechtzuerhalten, hängt von der Mobilisierung von Ressourcen und der Bewältigung internationaler und regionaler Opposition ab.
In einem post-Assad-Szenario könnte Iran versuchen, autonome Einflusszonen zu schaffen, insbesondere in strategisch wichtigen Gebieten wie dem Süden Syriens und dem Korridor, der Damaskus mit dem Libanon verbindet. Gleichzeitig werden die USA und Israel wahrscheinlich ihre Bemühungen verstärken, Iran daran zu hindern, das Machtvakuum zu füllen. Dies könnte gezielte militärische Aktionen, Unterstützung für Oppositionsgruppen und diplomatischen Druck auf Iran und seine Verbündeten umfassen.
Auch die Rückkehr von ISIS auf die syrische Bühne ist wahrscheinlich, was bereits die US-Zentralführung zu einer Reihe von Luftangriffen veranlasst hat, um ISIS-Lager in Zentralsyrien zu eliminieren. Die Fragmentierung unter den Oppositionskräften wird voraussichtlich anhalten, da das Fehlen einer zentralen Autorität die Spaltungen unter den syrischen Oppositionsgruppen verschärft hat.
Externe Unterstützung für diese Gruppen wird entscheidend sein, um zu bestimmen, ob sie sich zu einer tragfähigen politischen und militärischen Kraft zusammenschließen können oder fragmentiert bleiben, was die Instabilität verlängert. In diesem Zusammenhang wird die Rolle internationaler und regionaler Mächte bei der Unterstützung verschiedener Oppositionsgruppen in Syrien entscheidend dafür sein, wie sich die angespannte Situation in Syrien entwickelt.
Regionale Akteure wie die Türkei, Israel, Iran und die Golfstaaten sind bereit, eine prominentere Rolle in Syriens Zukunft nach Assad zu spielen. Die Türkei hat ihren Einfluss im Norden Syriens bereits ausgeweitet, während die Golfstaaten versuchen könnten, ihre Präsenz durch die Unterstützung moderater Fraktionen zu behaupten. Die türkische Beteiligung ist jedoch komplizierter, da die Türkei darauf abzielt, die Kontrolle über den Einfluss in Syrien zu übernehmen.
Russlands Strategie in Syrien ist nach dem Sturz des Assad-Regimes prekärer geworden. Moskau steht vor der Herausforderung, seine Strategie neu zu kalibrieren, um seine regionalen Interessen zu wahren, darunter der Zugang zu seinen Marinestützpunkten im Mittelmeer, die Eindämmung westlichen Einflusses und die Bewahrung seiner Rolle als einflussreicher Akteur im Nahen Osten. Der Verlust des Assad-Regimes bedeutet für Russland einen erheblichen Rückschlag, da es einen wichtigen Partner verloren hat, der ihm einen festen Stand im Nahen Osten bot.
Die Zukunft Syriens nach Assad ist von Unsicherheit geprägt, mit einer Vielzahl interner und externer Faktoren, die den Kurs des Landes bestimmen. Für Russland und Iran stellt der Sturz des Assad-Regimes eine große strategische Herausforderung dar, die sie zwingt, ihre Ansätze zu überdenken und sich an die sich schnell verändernde Landschaft in Syrien und im Nahen Osten anzupassen.
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