MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Eine neue Studie beleuchtet die Verbindung zwischen der Verteilung von Körperfett und dem Auftreten von Depressionen. Besonders betroffen sind Männer sowie Personen mit einem Unter- oder Übergewicht.
Eine umfassende Studie hat herausgefunden, dass Erwachsene mit einem höheren Körperfettanteil, insbesondere in den Beinen, der gynoiden Region und dem Kopf, häufiger Symptome von Depressionen berichten. Diese Verbindung war besonders bei Männern und Personen, die als unter- oder übergewichtig eingestuft wurden, deutlich. Die Ergebnisse, veröffentlicht im Journal of Affective Disorders, deuten darauf hin, dass die Verteilung des Körperfetts – und nicht nur das Gesamtgewicht – eine bedeutende Rolle für die psychische Gesundheit spielen könnte. Während bekannt ist, dass Adipositas und Depressionen oft gemeinsam auftreten, haben viele frühere Studien den Body-Mass-Index (BMI) zur Definition von Adipositas verwendet. Der BMI unterscheidet jedoch nicht zwischen Fett und Muskelmasse und erfasst nicht, wo das Fett im Körper verteilt ist. Diese Einschränkung hat in der Vergangenheit zu gemischten Ergebnissen geführt. Die aktuelle Studie zielte darauf ab, einen genaueren Blick zu werfen, indem präzisere Werkzeuge zur Messung des Fettanteils in spezifischen Körperregionen eingesetzt wurden. Die Forscher nutzten Daten von 10.694 Erwachsenen, die an der National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) teilgenommen hatten, einer national repräsentativen Studie in den USA. Diese Teilnehmer hatten Ganzkörperscans mit Dual-Energy-Röntgenabsorptiometrie (DXA) abgeschlossen, einer Technologie, die Fett, Muskel und Knochen genau misst. Die Scans ermöglichten es den Forschern, den Fettanteil in acht verschiedenen Regionen zu analysieren: Beine, Arme, Rumpf, Kopf, Android (Bauch), Gynoid (Hüften und Oberschenkel), Subtotal (ohne Kopf) und Gesamtkörper. Zur Bewertung von Depressionen verwendete die Studie den Patient Health Questionnaire-9 (PHQ-9), ein validiertes Selbstberichtsmaß für depressive Symptome. Ein Score von 10 oder höher auf dem PHQ-9 wurde als Schwellenwert für klinisch signifikante Depressionen verwendet. Die Forscher sammelten auch Informationen über die Lebensgewohnheiten der Teilnehmer, ihren sozioökonomischen Status, medizinische Bedingungen und biologische Marker, was es ihnen ermöglichte, ihre statistischen Modelle für viele mögliche Störfaktoren anzupassen. Die Ergebnisse zeigten, dass Personen im höchsten Quartil für den Gesamtkörperfettanteil eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit hatten, Depressionen zu berichten, verglichen mit denen im niedrigsten Quartil. Diese Assoziation blieb auch nach Anpassung für eine Vielzahl von demografischen, verhaltensbezogenen und gesundheitsbezogenen Variablen bestehen. Bemerkenswerterweise wurden die stärksten Assoziationen für Fett in den Beinen, der gynoiden Region und der Subtotal-Region gefunden. Personen mit einem höheren Kopf-Fettanteil zeigten ebenfalls ein moderates erhöhtes Depressionsrisiko. Als die Forscher Unterschiede nach Geschlecht untersuchten, stellten sie fest, dass die Verbindung zwischen Körperfett und Depression bei Männern stärker war als bei Frauen. Dies galt insbesondere für Fett in den Beinen und den Gesamtkörperfettanteil. Im Gegensatz dazu war die Verbindung bei Frauen schwächer oder nicht vorhanden, außer in einigen Regionen. Dies deutet darauf hin, dass die Auswirkungen der Fettverteilung auf die Stimmung je nach biologischem Geschlecht unterschiedlich sein können. Die Forscher untersuchten auch, ob die Assoziation in verschiedenen BMI-Kategorien variierte. Bei Personen, die untergewichtig oder übergewichtig waren, waren höhere Körperfettanteile in mehreren Regionen durchweg mit einem erhöhten Depressionsrisiko verbunden. Interessanterweise war dieses Muster bei Teilnehmern mit einem BMI im normalen Bereich nicht so klar. Diese Erkenntnis stellt die Annahme in Frage, dass normalgewichtige Personen ein geringes Risiko für Depressionen im Zusammenhang mit Fettansammlungen haben, und hebt die Bedeutung hervor, die Fettverteilung zu untersuchen, anstatt sich nur auf das Gewicht zu verlassen. Die Forscher schlagen mehrere mögliche Erklärungen für diese Muster vor. Biologisch produziert überschüssiges Fettgewebe entzündliche Moleküle, die die Gehirnfunktion und die Stimmungsregulation beeinträchtigen können. Hormone wie Leptin, die helfen, Hunger und Stoffwechsel zu kontrollieren, können bei Menschen mit höheren Fettanteilen ebenfalls dysreguliert werden, was möglicherweise Gehirnsysteme betrifft, die an Emotionen beteiligt sind. Psychosoziale Faktoren könnten ebenfalls eine Rolle spielen. Personen mit höherem Körperfett, insbesondere in sichtbaren Bereichen, könnten einem größeren Stigma oder einer größeren Unzufriedenheit mit dem Körper ausgesetzt sein, was beides zu Depressionen beitragen kann. Diese Studie fügt sich in eine wachsende Anzahl von Beweisen ein, dass die Körperzusammensetzung – und wo Fett gespeichert wird – das psychische Wohlbefinden beeinflussen kann. Während der BMI lange Zeit das bevorzugte Maß im Bereich der öffentlichen Gesundheit und in klinischen Umgebungen war, zeigt diese Studie, dass er möglicherweise ein zu grobes Instrument ist, um die Nuancen zu erfassen, wie Körperfett die psychische Gesundheit beeinflusst. Trotz ihrer Stärken hat die Studie einige Einschränkungen. Da sie querschnittlich war, kann sie nicht bestimmen, ob höheres Körperfett zu Depressionen führt oder ob Depressionen zu Veränderungen in der Körperzusammensetzung beitragen. Depressionen selbst können Essgewohnheiten, körperliche Aktivität und Stoffwechselprozesse beeinflussen, was die Körperfettwerte im Laufe der Zeit verändern könnte. Die Studie stützte sich auch auf einen einzigen Selbstbericht-Fragebogen zur Bewertung von Depressionen, ohne klinische Interviews oder zusätzliche psychische Gesundheitsuntersuchungen. Da sich die Forschung auf eine US-amerikanische Bevölkerung konzentrierte, sind die Ergebnisse möglicherweise nicht auf andere kulturelle oder gesundheitliche Kontexte übertragbar. Zukünftige Forschungen könnten diese Einschränkungen angehen, indem sie Teilnehmer über einen längeren Zeitraum verfolgen, um zu untersuchen, wie sich Veränderungen in der Fettverteilung auf die psychische Gesundheit auswirken könnten. Es wäre auch nützlich zu untersuchen, wie Interventionen, die bestimmte Arten von Körperfett reduzieren – durch Diät, Bewegung oder andere Mittel – die Depressionssymptome beeinflussen könnten, insbesondere bei Männern oder bei Menschen, deren Gewicht außerhalb des typischen Bereichs liegt.
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