Studie zeigt unbewusste Abneigung gegen linke politische Begriffe in Israel

TEL AVIV / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Eine neue Studie aus Israel wirft ein Licht auf die unbewussten Reaktionen der Menschen auf linke politische Begriffe und zeigt, wie tief politische Vorurteile in kognitive Prozesse eingebettet sein können.

In einer kürzlich veröffentlichten Studie wurde untersucht, wie Menschen in Israel auf politische Begriffe reagieren, insbesondere solche, die mit der politischen Linken assoziiert werden. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es eine unbewusste Abneigung gegenüber diesen Begriffen gibt, die sich in einer verzögerten verbalen Reaktion äußert. Diese Studie, die in der Fachzeitschrift Cognition and Emotion veröffentlicht wurde, zeigt, dass diese Verzögerung selbst bei einfachen Aufgaben zur räumlichen Zuordnung von Wörtern auftritt.

Die Forscher waren motiviert, diese Untersuchung durchzuführen, nachdem sie beobachtet hatten, dass in Israel eine zunehmende Negativität gegenüber der politischen Linken besteht. Diese Negativität geht über eine rationale Ablehnung hinaus und ähnelt eher einer reflexartigen Abwehr. Besonders in Israel wird der Begriff „Linker“ oft als Beleidigung verwendet, was auf eine tief verwurzelte gesellschaftliche Abneigung hinweist.

Um diese Hypothese zu testen, führten die Forscher eine Variation des klassischen Stroop-Tests durch, bei dem Teilnehmer die räumliche Position von Wörtern auf einem Bildschirm benennen mussten. Die Studie umfasste 85 jüdische israelische Studenten, die politisch auf einer Skala von sehr links bis sehr rechts eingestuft wurden. Die Ergebnisse zeigten, dass die Teilnehmer langsamer reagierten, wenn sie linke Begriffe benennen sollten, insbesondere wenn diese auf der linken Bildschirmseite erschienen.

Eine zweite Studie mit 128 Teilnehmern bestätigte diese Ergebnisse und zeigte, dass politische Primes, wie Bilder bekannter Politiker, die Abneigung gegenüber linken Begriffen verstärkten. Diese Verstärkung deutet darauf hin, dass politische Assoziationen die kognitive Verarbeitung beeinflussen können, was auf eine tiefere, unbewusste Ebene der Vorurteile hinweist.

Zusätzliche Untersuchungen schlossen alternative Erklärungen aus, wie etwa die Möglichkeit, dass die phonetischen Eigenschaften der hebräischen Wörter für „links“ und „rechts“ die Reaktionszeiten beeinflussen könnten. Diese Studien zeigten, dass die Verzögerung spezifisch mit der politischen Bedeutung der Begriffe zusammenhängt.

Die Forscher betonen, dass diese unbewusste Abneigung nicht nur politische Einstellungen beeinflussen könnte, sondern auch die Art und Weise, wie Menschen räumliche Informationen verarbeiten. Dies unterstreicht die tiefgreifende Integration politischer Ideologien in grundlegende kognitive Prozesse, die möglicherweise auch in anderen politischen Kontexten untersucht werden sollten.

Die Studie legt nahe, dass politische Vorurteile tief in der kognitiven Verarbeitung verankert sein können und dass diese Vorurteile möglicherweise nicht nur Meinungen, sondern auch Verhaltensweisen beeinflussen. Zukünftige Forschungen könnten untersuchen, ob ähnliche Effekte in anderen Ländern mit unterschiedlichen politischen Dynamiken auftreten.

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