Stress beeinflusst die auditive Verarbeitung im Gehirn

MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Neue Forschungsergebnisse aus Israel zeigen, dass chronischer Stress nicht nur emotionale Reaktionen verändert, sondern auch die Art und Weise, wie das Gehirn neutrale sensorische Informationen verarbeitet.

Chronischer Stress hat weitreichende Auswirkungen auf das Gehirn, die über emotionale Reaktionen hinausgehen. Eine aktuelle Studie von Wissenschaftlern der Ben-Gurion-Universität des Negev hat gezeigt, dass Stress die auditive Verarbeitung im Gehirn verändert. Diese Forschung, die an Mäusen durchgeführt wurde, legt nahe, dass das Gehirn unter Stress lauterer Reize bedarf, um normale Reaktionen auszulösen. Dies könnte erklären, warum Menschen unter Stress oft Schwierigkeiten haben, Hintergrundgeräusche zu filtern oder auf leisere Töne zu reagieren.

Im Zentrum dieser Veränderungen stehen die SST-Zellen, eine Art von inhibitorischen Neuronen, die unter Stress hyperaktiv werden. Diese Zellen unterdrücken die Aktivität anderer Neuronen, die an der auditiven Wahrnehmung beteiligt sind, und führen dazu, dass leisere Geräusche weniger stark wahrgenommen werden. Gleichzeitig bleibt die Sensibilität für lautere Geräusche erhalten. Diese Entdeckung könnte wichtige Implikationen für das Verständnis von stressbedingten sensorischen Störungen haben.

Die Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Stress nicht nur die Reaktion auf emotionale Reize beeinflusst, sondern auch die Verarbeitung alltäglicher neutraler sensorischer Informationen verändert. Dies könnte erklären, warum Menschen unter chronischem Stress oft überempfindlich auf bestimmte Geräusche reagieren oder Schwierigkeiten haben, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren, wenn Hintergrundgeräusche vorhanden sind.

Die Studie, die in der Fachzeitschrift PLOS Biology veröffentlicht wurde, zeigt, dass die Veränderungen in der auditiven Verarbeitung allmählich auftreten, je länger der Stress anhält. Dies unterstreicht die dynamische und sich entwickelnde Natur der stressbedingten Veränderungen im Gehirn. Die Forscher hoffen, dass ihre Arbeit zu einem besseren Verständnis der Mechanismen führt, durch die Stress die sensorische Verarbeitung und das Verhalten beeinflusst.

Diese Erkenntnisse könnten auch für die Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze zur Behandlung von stressbedingten sensorischen Störungen von Bedeutung sein. Indem sie die spezifischen neuronalen Veränderungen identifizieren, die durch Stress verursacht werden, könnten Wissenschaftler gezielte Interventionen entwickeln, um die negativen Auswirkungen von Stress auf die sensorische Verarbeitung zu mildern.

Die Forschung wurde von der Israel Science Foundation unterstützt und bietet eine neue Perspektive auf die weitreichenden Auswirkungen von Stress auf das Gehirn. Zukünftige Studien könnten sich darauf konzentrieren, wie diese Veränderungen bei Menschen auftreten und welche langfristigen Auswirkungen sie auf die Gesundheit haben könnten.

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