MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die Brückeninfrastruktur in Deutschland steht vor einer bedeutenden Herausforderung: Viele Bauwerke sind veraltet und erfordern dringend Sanierungsmaßnahmen.
Die Brückeninfrastruktur in Deutschland ist in die Jahre gekommen und steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Viele der Bauwerke, die in den 1960er und 1970er Jahren errichtet wurden, sind nun in ihrer zweiten Lebensphase und müssen dringend saniert werden. Der zunehmende Schwerlastverkehr und extreme Wetterbedingungen erhöhen den Druck auf diese Bauwerke. Allein im Autobahnnetz sind über 8.000 Brücken sanierungsbedürftig, während rund 3.000 weitere an Bundesstraßen betroffen sind. Auch im Bahnnetz benötigen über 1.100 Brücken dringende Reparaturen oder Ersatz.
Die negativen Folgen dieser maroden Brücken sind unübersehbar: Verkehrsbehinderungen, erhöhte Feinstaubwerte und Lärmbelästigungen sind nur einige der Probleme, die durch die Sperrung von Brücken entstehen. Ein prominentes Beispiel ist die Rahmede-Talbrücke zwischen Frankfurt und Dortmund, deren Sperrung zu einem jährlichen Verlust von 1,8 Milliarden Euro geführt hat, da der Verkehr nun durch das städtische Gebiet von Lüdenscheid umgeleitet wird. Solche Auswirkungen erfordern eine effiziente und langfristige Planung für die Sanierung der Brücken.
Unternehmen wie Drees & Sommer unterstützen Städte wie Stuttgart und Nürnberg bei der Entwicklung von Strategien für die Brückensanierung. Mit einem systematischen Ansatz werden Sanierungen gebündelt, um Synergien zu nutzen und Kosten zu sparen. Eine detaillierte Zustandsanalyse, Prognosetools und langfristige Instandhaltungsstrategien sind dabei entscheidend. In Stuttgart zeigt ein Beispiel, wie präzise Daten zur Substanz von 125 Brücken die Planungen für die kommenden Jahre beeinflussen können.
Die Lebenszyklusanalyse spielt eine zentrale Rolle bei der Brückensanierung. Brücken werden regelmäßig auf ihre Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit geprüft, um frühzeitig Schäden zu erkennen und Sanierungen zu priorisieren. Ein strukturierter Fahrplan kann helfen, Ressourcen effizient einzusetzen und die langfristige Funktionsfähigkeit der Bauwerke zu sichern.
In Nürnberg verfolgt man bereits seit 2011 eine systematische Erfassung des Brückenbestands und setzt auf eine strategische Planung statt pauschaler Investitionen. Mit Unterstützung von Drees & Sommer wurde ein Prognosetool entwickelt, das es der Stadt ermöglicht, auf Basis historischer Daten stabile, langfristige Aussagen über den Sanierungsbedarf zu treffen.
Die Politik hat mittlerweile reagiert: Im Jahr 2023 wurden die Genehmigungshürden für Brückensanierungen reduziert, was die Planung beschleunigen soll. Auch das Ministerium für Verkehr in Baden-Württemberg hat bereits ein Gutachten für den Erhalt von rund 7.300 Brücken in Auftrag gegeben. Ein besonderes Augenmerk gilt Brücken, die von Spannungsrisskorrosion betroffen sind, die zu plötzlich auftretenden Schäden führen kann.
Trotz dieser Fortschritte bleibt die Sanierung eine langwierige und kostspielige Aufgabe. Das Land Baden-Württemberg hat für 2025 und 2026 insgesamt 184 Millionen Euro für Erhaltungsmaßnahmen eingeplant, um die Brücken sicher und funktionstüchtig zu halten. Um schneller zu agieren, sollen Prüfintervalle verkürzt und bei Bedarf Tempolimits oder Lastbeschränkungen eingeführt werden.
Die Zukunft der Brückensanierung liegt in einer Kombination aus präziser Planung, digitalen Technologien wie Building Information Modeling (BIM) und Künstlicher Intelligenz, die es ermöglichen, die Bauwerke virtuell zu simulieren und so die Planung zu optimieren. Wenn Kommunen und Städte auf eine strategische und digitale Herangehensweise setzen, können sie die Sanierung ihrer Brücken nicht nur effizienter gestalten, sondern auch finanziellen Risiken langfristig entgegenwirken.
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