LONDON / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die britische Fiskalpolitik steht vor erheblichen Herausforderungen, da steigende Anleiherenditen den finanziellen Spielraum der Regierung einschränken. Die Finanzministerin Rachel Reeves sieht sich gezwungen, Steuererhöhungen in Betracht zu ziehen, um die fiskalische Stabilität zu gewährleisten.
Die britische Finanzministerin Rachel Reeves steht vor einer schwierigen Aufgabe: Die Anleiherenditen steigen, und der Druck auf die Fiskalpolitik nimmt zu. Mit einem rekordverdächtigen Budget von 40 Milliarden Pfund im Rücken, das als ein einmaliges Ereignis in einer Generation bezeichnet wurde, muss sie nun möglicherweise Steuererhöhungen in Betracht ziehen, um den finanziellen Spielraum der Regierung zu sichern.
Die Finanzmärkte haben in den letzten Wochen eine deutliche Erhöhung der Kosten für Staatsanleihen erlebt. Die Zinsen für 30-jährige britische Anleihen sind auf 5,2 % gestiegen, den höchsten Stand seit 1998, während die Zinsen für 10-jährige Anleihen auf 4,63 % kletterten, das höchste Niveau seit 2008. Diese Entwicklungen stellen die Fiskalpolitik vor große Herausforderungen, da die höheren Anleiherenditen die Zinslast für die Regierung erhöhen und den ohnehin knappen finanziellen Spielraum der Finanzministerin fast vollständig eliminieren.
Traditionell waren es vor allem Versicherer und Pensionskassen, die britische Anleihen erwarben. Heute sind es jedoch vermehrt internationale Investoren, die attraktive Renditen verlangen, um das höhere Risiko zu kompensieren. Diese Entwicklung wird durch das jüngste Budget von 70 Milliarden Pfund an zusätzlichen Staatsausgaben und eine Erhöhung der Arbeitgeber-Beiträge zur Sozialversicherung um 25 Milliarden Pfund noch verstärkt. Die Risiken sind gestiegen, und Händler haben ihre Erwartungen bezüglich künftiger Zinssenkungen zurückgeschraubt.
Die sogenannten “Anleihe-Wächter” spielen in diesem Szenario eine entscheidende Rolle. Diese Marktteilnehmer erzwingen disziplinierende Maßnahmen, indem sie Anleihezinsen nach oben treiben. Aktuell sehen Marktbeobachter einen Mangel an Käufern als Grund für die steigenden Renditen. Die Auswirkungen auf die öffentlichen Finanzen sind spürbar, und die Finanzministerin muss möglicherweise bald handeln, um die Einhaltung der fiskalischen Regeln zu gewährleisten.
Die Maßnahmen haben auch eine Anpassung der Inflationsprognosen durch das Office for Budget Responsibility (OBR) zur Folge. Trotz eines gewissen Vertrauens in Reeves’ Fähigkeit, Finanzdisziplin umzusetzen, stellt das üppige Budget die Finanzpolitik vor große Herausforderungen, ohne eindeutige Antworten zu liefern. Die britische Regierung muss nun einen Weg finden, um die steigenden Anleiherenditen zu bewältigen und gleichzeitig die fiskalische Stabilität zu wahren.
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