MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – In der Welt der Medizin und Neurowissenschaften gibt es immer wieder überraschende Entdeckungen, die bestehende Annahmen herausfordern. Eine solche Entdeckung ist die potenzielle Verbindung zwischen dem Shingles-Impfstoff und einem verringerten Demenzrisiko.
Die jüngsten Forschungsergebnisse aus Wales haben gezeigt, dass der Shingles-Impfstoff das Risiko, an Demenz zu erkranken, um 20 Prozent senken kann. Diese Studie, die über einen Zeitraum von sieben Jahren mehr als 280.000 Erwachsene beobachtete, bietet die bisher stärksten Beweise für diesen Zusammenhang. Die Ergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift Nature veröffentlicht und könnten weitreichende Auswirkungen auf das Management der wachsenden Demenzbelastung haben.
In den USA wird erwartet, dass die Zahl der jährlich an Demenz erkrankten Menschen von 514.000 im Jahr 2020 auf etwa 1 Million im Jahr 2060 ansteigen wird. Angesichts der Tatsache, dass es nur wenige wirksame Behandlungen für Demenz gibt und präventive Maßnahmen meist auf Lebensstiländerungen beschränkt sind, könnte ein solcher Impfstoff eine bedeutende Rolle spielen. Max Taquet, klinischer Dozent für Psychiatrie an der Universität Oxford, betont die Bedeutung einer Behandlung, die das Risiko signifikant reduziert oder die Entwicklung von Demenz verzögert.
Die Studie nutzte eine historische Besonderheit in der Einführung des Shingles-Impfprogramms in Wales im Jahr 2013. Nur Erwachsene, die nach dem 2. September 1933 geboren wurden, waren für den Impfstoff berechtigt. Diese Regelung ermöglichte es den Forschern, zwei nahezu identische Gruppen zu vergleichen: diejenigen, die den Impfstoff erhielten, und diejenigen, die ihn nicht erhielten. Diese Art von “natürlichem Experiment” bietet eine wertvolle Gelegenheit, die Auswirkungen des Impfstoffs zu untersuchen.
Die Forscher fanden heraus, dass Personen, die den Shingles-Impfstoff erhielten, eine um 3,5 Prozent reduzierte Wahrscheinlichkeit hatten, innerhalb von sieben Jahren an Demenz zu erkranken. Dies entspricht einer relativen Risikoreduktion von 20 Prozent. Um andere mögliche Erklärungen für diesen Rückgang auszuschließen, führten die Forscher umfangreiche Analysen durch, fanden jedoch keine plausiblen alternativen Erklärungen.
Es gibt zwei Hauptmechanismen, die den Zusammenhang zwischen dem Shingles-Impfstoff und einem verringerten Demenzrisiko erklären könnten. Erstens reduziert der Impfstoff das Risiko von Reaktivierungen des Varizella-Zoster-Virus, das im Kindesalter Windpocken verursacht und im Erwachsenenalter als Gürtelrose auftreten kann. Solche Reaktivierungen sind mit einem erhöhten Demenzrisiko verbunden, möglicherweise aufgrund der damit verbundenen Entzündungen. Zweitens könnte der Impfstoff selbst das Immunsystem aktivieren, was sich positiv auf die Verzögerung oder Verhinderung von Demenz auswirken könnte.
Interessanterweise war der schützende Effekt des Impfstoffs in beiden Studien bei Frauen stärker ausgeprägt als bei Männern. Dies könnte auf Unterschiede in der Immunantwort oder in der Entwicklung von Demenz zwischen den Geschlechtern zurückzuführen sein. Frauen haben ein doppelt so hohes Risiko, an Alzheimer zu erkranken, was auf unterschiedliche biologische Mechanismen hinweisen könnte.
Pascal Geldsetzer von der Stanford University betont die Notwendigkeit weiterer Studien, um die Wirkung des Impfstoffs auf Demenz und Kognition zu bestätigen. Obwohl der Zostavax-Impfstoff in den USA nicht mehr hergestellt wird, arbeitet Geldsetzer daran, Mittel für weitere Forschungen zu sichern.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Shingles-Impfstoff eine kostengünstige und leicht verfügbare Maßnahme darstellen könnte, um das Demenzrisiko zu senken. Neben Impfungen könnten auch Lebensstiländerungen wie soziale Interaktion, moderater Alkoholkonsum und die Kontrolle des Blutdrucks dazu beitragen, das Risiko zu verringern.
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