MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Eine neue Untersuchung hat ergeben, dass mehrere Regierungen weltweit mutmaßlich auf Spionagesoftware der israelischen Firma Paragon Solutions setzen. Diese Enthüllung wirft erneut ein Schlaglicht auf die wachsende Bedrohung durch staatlich unterstützte Cyberüberwachung.
Die Enthüllung, dass die Regierungen von Australien, Kanada, Zypern, Dänemark, Israel und Singapur mutmaßlich die Spionagesoftware Graphite von Paragon Solutions nutzen, hat in der internationalen Gemeinschaft für Aufsehen gesorgt. Diese Software ist in der Lage, sensible Daten aus Instant-Messaging-Anwendungen zu extrahieren, was erhebliche Datenschutzbedenken aufwirft. Die Untersuchung von The Citizen Lab identifizierte diese Regierungen als verdächtige Nutzer, nachdem die Serverinfrastruktur kartiert wurde, die mit der Spionagesoftware in Verbindung gebracht wird.
Die Entwicklung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Meta, das Mutterunternehmen von WhatsApp, bekannt gab, dass es rund 90 Journalisten und Mitglieder der Zivilgesellschaft über gezielte Angriffe informiert hat. Diese Angriffe, die im Dezember 2024 unterbrochen wurden, zielten auf Personen in über zwei Dutzend Ländern ab, darunter auch mehrere europäische Staaten wie Belgien, Griechenland und Deutschland. WhatsApp betonte die Notwendigkeit, Spionagesoftwareunternehmen zur Rechenschaft zu ziehen und die Privatsphäre der Nutzer zu schützen.
Die Angriffe wurden durch das Hinzufügen der Zielpersonen zu einer WhatsApp-Gruppe und das Versenden eines PDF-Dokuments durchgeführt, das eine nun behobene Zero-Day-Schwachstelle ausnutzte, um die Graphite-Software zu laden. Diese Software konnte die Android-Sandbox umgehen und andere Apps auf den betroffenen Geräten kompromittieren. Eine forensische Untersuchung der gehackten Android-Geräte entdeckte ein Artefakt namens BIGPRETZEL, das als eindeutiger Indikator für Infektionen mit der Graphite-Software gilt.
Auch Apple war von den Angriffen betroffen. Ein iPhone eines in Italien ansässigen Gründers der Organisation Refugees in Libya wurde im Juni 2024 Ziel eines mutmaßlichen Paragon-Angriffs. Apple reagierte schnell und schloss die Sicherheitslücke mit der Veröffentlichung von iOS 18. Das Unternehmen betonte die Komplexität und die hohen Kosten der Entwicklung solcher Spionagesoftware, die gezielt gegen Einzelpersonen eingesetzt wird.
Die Enthüllungen werfen ein Schlaglicht auf die Notwendigkeit strengerer Regulierungen und internationaler Zusammenarbeit, um den Missbrauch von Spionagesoftware zu verhindern. Während Unternehmen wie Apple und WhatsApp Maßnahmen ergreifen, um ihre Nutzer zu schützen, bleibt die Frage, wie effektiv diese Bemühungen angesichts der fortschreitenden Technologisierung und der zunehmenden Raffinesse solcher Angriffe sind.
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