MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – In der Welt der Kryptowährungen gibt es kaum ein Thema, das so viel Aufmerksamkeit erregt wie der anhaltende Rechtsstreit zwischen Ripple und der US-amerikanischen Börsenaufsichtsbehörde SEC. Während die SEC in den letzten Monaten mehrere hochkarätige Fälle gegen andere Krypto-Unternehmen eingestellt hat, bleibt der Fall Ripple ein bemerkenswerter Ausreißer.
Der Rechtsstreit zwischen Ripple und der SEC ist nicht nur ein weiteres Beispiel für die regulatorischen Herausforderungen, denen sich die Krypto-Industrie gegenübersieht, sondern auch ein Symbol für die Komplexität und die Unsicherheiten, die mit der Regulierung digitaler Vermögenswerte verbunden sind. Der Fall begann im Dezember 2020, als die SEC Ripple vorwarf, mit dem Verkauf von XRP unregistrierte Wertpapiere angeboten zu haben. Diese Klage wurde in den letzten Wochen der Trump-Administration eingereicht und hat sich seitdem zu einem der längsten und bedeutendsten Fälle in der Geschichte der Kryptowährungen entwickelt.
Interessanterweise wurde der Fall Ripple noch vor der Amtszeit von Gary Gensler als SEC-Vorsitzender und der Präsidentschaft von Joe Biden eingeleitet. Diese zeitliche Einordnung macht den Fall zu einem Anachronismus, der selbst vor der verschärften regulatorischen Haltung gegenüber Kryptowährungen unter Gensler bestand. Trotz eines Teilerfolgs für Ripple im Jahr 2023, als Richterin Analisa Torres entschied, dass der Verkauf von XRP auf Börsen keine Wertpapiertransaktionen darstellte, bleibt der Fall ungelöst.
Die Entscheidung von Richterin Torres wurde als bedeutender Sieg für die Krypto-Industrie angesehen, da sie die aggressive Haltung der SEC in Frage stellte. Dennoch wurde Ripple im August 2024 zu einer Strafe von 125 Millionen US-Dollar verurteilt. Die SEC legte im Januar 2025 Berufung gegen die Entscheidung von Torres ein, während Ripple im Oktober 2024 eine Gegenberufung einreichte, jedoch bisher nicht darauf reagiert hat.
Die Frage, warum der Fall Ripple nicht wie andere Fälle eingestellt wurde, bleibt offen. Eine mögliche Erklärung ist, dass Ripple selbst an einer Fortsetzung des Rechtsstreits interessiert sein könnte, um eine vollständige Rehabilitierung zu erreichen. Im Gegensatz zu anderen Unternehmen, die sich in frühen Phasen der Rechtsstreitigkeiten befanden, hat Ripple bereits ein abschließendes Urteil gegen sich. Ein einfaches Fallenlassen des Falls würde Ripple mit der bestehenden Strafe und Einschränkungen zurücklassen.
Ein weiterer Ansatzpunkt ist die mögliche passive Rolle der SEC in der Berufung. Es wird spekuliert, dass die Behörde den Fall offen hält, um Ripple die Möglichkeit zu geben, einen stärkeren rechtlichen Präzedenzfall zu schaffen. Diese Strategie erinnert an die Obama-Administration, die es dem Justizministerium ermöglichte, das Gesetz zur Verteidigung der Ehe (DOMA) vor Gericht anzufechten, ohne es aggressiv zu verteidigen.
Zusätzlich könnte es innerhalb der SEC noch interne Widerstände geben, die den Fall Ripple als Fehlinterpretation des Wertpapierrechts betrachten. Diese Fraktionen könnten darauf warten, dass Trumps Kandidat für den SEC-Vorsitz, Paul Atkins, bestätigt wird, bevor sie endgültige Entscheidungen treffen.
Die Beziehung von Ripple zur Trump-Administration könnte ebenfalls eine Rolle spielen. Berichten zufolge hat Ripple-CEO Brad Garlinghouse aktiv um die Gunst von Trump geworben, was sich in politischen Unterstützungen und Spenden widerspiegelt. Trotz dieser politischen Rückenstärkung bleibt der Fall ungelöst.
Angesichts der allgemeinen Rückzüge der SEC unter Trump ist es wahrscheinlich, dass der Fall Ripple in den kommenden Wochen stillschweigend eingestellt wird. Entweder wird eine Einigung erzielt, oder der Fall wird einfach auslaufen, während sich die Behörde neu orientiert. Selbst wenn der Fall weitergeht, wird er wahrscheinlich keine Auswirkungen auf künftige Durchsetzungen haben, da der neue regulatorische Ansatz unter Trump Verhandlungen und Engagement mit der Industrie bevorzugt.
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