ZÜRICH / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Eine neue Studie der ETH Zürich hat aufgedeckt, dass die Pupillengröße während des Schlafs ständig schwankt und damit die Aktivierungslevel des Gehirns widerspiegelt. Diese Entdeckung könnte neue Wege zur Diagnose und Behandlung von Schlafstörungen und neurologischen Erkrankungen eröffnen.
Die Pupillengröße, die während des Schlafs variiert, könnte ein Schlüssel zur Entschlüsselung der Gehirnaktivität sein. Forscher der ETH Zürich haben eine Methode entwickelt, um die Augen von Testpersonen während des Schlafs offen zu halten, ohne deren Ruhe zu stören. Diese Technik ermöglicht es, die Dynamik der Pupillenbewegungen zu beobachten, die mit den verschiedenen Schlafphasen und der Gehirnaktivität korrelieren.
Die Studie zeigt, dass die Pupillengröße nicht nur mit den Schlafphasen, sondern auch mit spezifischen Mustern der Gehirnaktivität wie Schlafspindeln und tiefen Schlafwellen zusammenhängt. Diese Wellen sind entscheidend für die Gedächtniskonsolidierung und die Stabilität des Schlafs. Die Forscher fanden auch heraus, dass das Gehirn auf Geräusche mit unterschiedlicher Intensität reagiert, je nach Aktivierungsgrad, was sich in der Pupillengröße widerspiegelt.
Ein zentraler Regulator des Aktivierungsniveaus ist der Locus coeruleus im Hirnstamm. Obwohl die Forscher der ETH Zürich in dieser Studie nicht beweisen konnten, dass der Locus coeruleus direkt für die Pupillenveränderungen verantwortlich ist, planen sie in einer Folgestudie, die Aktivität dieses Hirnareals medikamentös zu beeinflussen, um dessen Rolle weiter zu untersuchen.
Die Erkenntnisse könnten weitreichende Auswirkungen auf die Diagnose und Behandlung von Schlafstörungen haben. Die Forscher hoffen, dass die Beobachtung der Pupillendynamik während des Schlafs Hinweise auf Funktionsstörungen des Erregungssystems liefern könnte, die bei Erkrankungen wie Schlaflosigkeit, posttraumatischer Belastungsstörung und möglicherweise Alzheimer eine Rolle spielen.
Langfristig könnte die Technologie auch außerhalb von Schlaflaboren eingesetzt werden, etwa in Krankenhäusern, um das Erwachen von Komapatienten zu überwachen oder Schlafstörungen genauer zu diagnostizieren. Die Pupille als Fenster zum Gehirn könnte somit neue Möglichkeiten in der Schlafmedizin und Neurowissenschaft eröffnen.
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