MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im wissenschaftlichen Publikationsprozess sorgt für erhebliche Spannungen. Der renommierte Wissenschaftsverlag Elsevier hat durch die Einführung von KI-Tools fast alle Redakteure des Journals of Human Evolution (JHE) zur Kündigung bewegt. Diese Entwicklung wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, die mit der Integration von KI in redaktionelle Prozesse verbunden sind.

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Wissenschaftsverlagsbranche hat zu einem bemerkenswerten Protest geführt. Elsevier, ein führender Wissenschaftsverlag, hat durch die Implementierung von KI-Tools im Publikationsprozess nahezu alle Redakteure des Journals of Human Evolution (JHE) zur Kündigung bewegt. Diese Entscheidung wurde auf dem Portal Retractionwatch öffentlich gemacht, wo die Redakteure ein Statement veröffentlichten, das die ohne Absprache durchgeführten Änderungen an Artikeln kritisiert.

Die Redakteure bemängelten, dass durch KI-Tools Änderungen an bereits fertiggestellten Artikeln vorgenommen wurden, die zu peinlichen Fehlern führten. In der Wissenschaft sind präzise Formulierungen entscheidend, um komplexe Sachverhalte korrekt zu beschreiben. Die unkontrollierte Anwendung von KI-Tools kann daher zu erheblichen Missverständnissen und Fehlinterpretationen führen.

Ein weiterer Kritikpunkt der Redakteure war die Verweigerung von Unterstützung für ein traditionelles Lektorat durch Elsevier. Dies wurde als Zeichen dafür gewertet, dass Grammatik, Lesbarkeit der Texte sowie korrekte Nomenklatur und Formatierung keine Priorität mehr haben. Die Arbeit der Redakteure wurde durch die von Elsevier eingesetzte KI teilweise zunichtegemacht, was zu Frustration und letztlich zur Kündigung führte.

Besonders problematisch war, dass die KI in den Texten die Groß- und Kleinschreibung entfernt hatte, darunter auch bei wichtigen Begriffen wie Seitennamen, Epochen, Ländern und Städten. Auch die Kursivschrift für Spezies und Gattungen wurde ohne Wissen der Redakteure entfernt. Diese automatisierten Änderungen führten oft zu Fehlern und sinnverändernden Textänderungen, was eine ständige Begleitung durch menschliche Redakteure im Korrekturprozess erforderlich machte.

Darüber hinaus übernahm Elsevier die volle Kontrolle über den Aufbau und die wissenschaftliche Struktur des JHE und bot den Redakteuren nur Einjahresverträge an, was zu einer Abwanderung von Mitarbeitern führte. Die Kosten für die Bearbeitung von Artikeln, die mit 3.990 US-Dollar angegeben wurden, sind zudem für den Großteil der Autoren unzumutbar.

Diese Entwicklungen werfen ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, die mit der Integration von KI in redaktionelle Prozesse verbunden sind. Während KI-Tools potenziell Zeit sparen und Effizienz steigern können, zeigen die Erfahrungen bei Elsevier, dass eine unzureichende Absprache und mangelnde Umsicht zu erheblichen Problemen führen können. Die Balance zwischen menschlicher Expertise und maschineller Unterstützung bleibt eine zentrale Herausforderung in der Verlagsbranche.

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Protest der Redakteure gegen KI-Einsatz bei Elsevier
Protest der Redakteure gegen KI-Einsatz bei Elsevier (Foto: DALL-E, IT BOLTWISE)



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