ISTANBUL / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die jüngsten politischen Entwicklungen in der Türkei haben zu erheblichen Turbulenzen auf den Finanzmärkten geführt. Ein Haftbefehl gegen den Istanbuler Bürgermeister Ekrem Imamoglu hat nicht nur die politische Landschaft, sondern auch die wirtschaftliche Stabilität des Landes erschüttert.
Die politischen Spannungen in der Türkei haben sich in den letzten Tagen dramatisch zugespitzt, nachdem ein Haftbefehl gegen den Istanbuler Bürgermeister Ekrem Imamoglu erlassen wurde. Diese Entwicklung hat nicht nur die politische Landschaft des Landes erschüttert, sondern auch massive Auswirkungen auf die Finanzmärkte gehabt. Die türkische Lira fiel auf ein historisches Tief gegenüber dem Euro und dem US-Dollar, während der Aktienmarkt in Istanbul einen dramatischen Einbruch erlebte.
Imamoglu, der als prominenter Gegner von Staatschef Recep Tayyip Erdogan gilt, sieht sich nun mit schweren Vorwürfen konfrontiert, die von der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu verbreitet wurden. Diese Anschuldigungen, die Korruption und Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation umfassen, haben die politische Opposition auf den Plan gerufen, die von einem versuchten Staatsstreich spricht und zu landesweiten Protesten aufruft.
Die wirtschaftliche Lage der Türkei war bereits angespannt, bevor diese politischen Turbulenzen einsetzten. Die Lira, die ohnehin unter Druck stand, fiel zeitweise auf ein Rekordtief von 41 Lira pro Dollar. Türkische Banken versuchten, durch den Verkauf von bis zu neun Milliarden Dollar eine Stabilisierung zu erreichen, doch die Unsicherheit bleibt groß. Die Inflation, die 2022 extreme 85 Prozent erreichte, konnte zwar auf 39 Prozent gesenkt werden, bleibt aber weiterhin ein großes Problem für die türkische Wirtschaft.
Staatschef Erdogan hat in der Vergangenheit mit seiner unorthodoxen Wirtschaftspolitik für Kritik gesorgt. Seine Ansicht, dass hohe Zinsen die Inflation anheizen, führte zu einer Entlassungswelle unter Notenbankern, die ihm widersprachen. Experten befürchten nun, dass Erdogan zu diesen umstrittenen Praktiken zurückkehren könnte, was die Unsicherheiten auf den Märkten weiter verstärken würde.
Der Leitindex der Borsa Istanbul 100 verzeichnete einen Rückgang von über neun Prozent, den stärksten Tagesverlust seit Februar 2022. Auch die Anleihekurse gerieten unter Druck. Experten wie Piotr Matys und Richard Segal äußerten Bedenken über das zunehmende politische Machtstreben Erdogans und die damit verbundenen Zweifel an den demokratischen Prozessen im Land. Diese Entwicklungen zwingen Investoren zu einer Neubewertung türkischer Vermögenswerte.
Zu Beginn des Monats hatten positive Inflationsdaten, Leitzinssenkungen und Hoffnungen auf engere EU-Beziehungen die türkischen Aktienkurse beflügelt. Doch der aktuelle Absturz hat einen Großteil der bis dahin erzielten Gewinne zunichtegemacht und hinterlässt Investoren mit großer Unsicherheit über die Zukunft der türkischen Wirtschaftspolitik.
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