MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Paranoia und übermäßiges teleologisches Denken, zwei Formen verzerrter Überzeugungen über Intentionen, mit spezifischen Fehlern in der visuellen Wahrnehmung verbunden sind. Diese Erkenntnisse, veröffentlicht in Communications Psychology, zeigen, dass Personen mit hohem Paranoia-Niveau eher harmlose Bewegungen als Verfolgung missverstehen, während diejenigen mit starkem teleologischem Denken Schwierigkeiten haben, Agenten in sozialen Szenarien korrekt zu identifizieren.

Die Fähigkeit, Absichten zu erkennen, ist ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Wahrnehmung, der es ermöglicht, schnell auf potenzielle Bedrohungen zu reagieren. Doch wenn diese Fähigkeit übertrieben oder verzerrt wird, kann sie zu psychischen Gesundheitsproblemen wie Paranoia führen, die durch einen übermäßigen Glauben an schädliche Absichten anderer gekennzeichnet ist. Ebenso wird übermäßiges teleologisches Denken, die Tendenz, Ereignissen ohne klare Intentionalität einen Zweck zuzuschreiben, mit verschiedenen kognitiven Verzerrungen und Glaubenssystemen, einschließlich Verschwörungstheorien, in Verbindung gebracht.

In einer Reihe von vier Studien mit insgesamt 623 Teilnehmern untersuchten die Forscher, ob diese kognitiven Verzerrungen auf grundlegende Wahrnehmungsprozesse zurückgeführt werden können. Die Teilnehmer sahen sich Displays mit beweglichen Scheiben an und mussten entscheiden, ob eine Scheibe (der „Wolf“) eine andere (das „Schaf“) verfolgte. Dies ermöglichte es den Forschern, Wahrnehmungsfehler im Zusammenhang mit der Erkennung von Verfolgungsverhalten zu messen.

Die Ergebnisse zeigten, dass Personen mit hohem Paranoia-Niveau eher dazu neigten, Verfolgungen falsch wahrzunehmen, wenn keine vorhanden waren. Dies deutet darauf hin, dass Paranoia eine übertriebene Sensibilität für potenzielle Bedrohungen beinhalten könnte, selbst auf der Ebene der grundlegenden visuellen Verarbeitung. Diese Teilnehmer hatten besonders Schwierigkeiten, das „Schaf“ in den Verfolgungsdarstellungen zu identifizieren, was auf eine Schwierigkeit bei der Erkennung nicht bedrohlicher Agenten hindeuten könnte.

Im Gegensatz dazu hatten Personen mit hohem teleologischem Denken eher Schwierigkeiten, den „Wolf“ zu identifizieren – den Agenten, der angeblich die andere Scheibe verfolgte. Dies könnte darauf hindeuten, dass übermäßiges teleologisches Denken eine andere Art von Fehlwahrnehmung beinhaltet, möglicherweise im Zusammenhang mit Schwierigkeiten, zwischen absichtlichen und unabsichtlichen Bewegungen zu unterscheiden.

Beide kognitiven Tendenzen waren mit einer Neigung verbunden, Fehler mit hoher Sicherheit zu machen. Teilnehmer, die diese kognitiven Tendenzen zeigten, waren oft von ihren falschen Urteilen überzeugt, was darauf hindeutet, dass ihre Wahrnehmungsverzerrungen tief verwurzelt waren. Diese Fehler korrelierten auch mit selbstberichteten halluzinatorischen Erfahrungen, was die Idee verstärkt, dass die Fehlzuordnung von Agenten in der visuellen Wahrnehmung mit breiteren Tendenzen zu Wahrnehmungsverzerrungen verbunden sein könnte.

Obwohl die Ergebnisse starke Hinweise darauf liefern, dass Paranoia und übermäßiges teleologisches Denken mit spezifischen Wahrnehmungsverzerrungen verbunden sind, hat die Studie einige Einschränkungen. Eine wichtige Frage ist, ob diese Verzerrungen in der niedrigstufigen visuellen Verarbeitung entstehen oder ob sie das Ergebnis von Top-Down-Einflüssen sind, bei denen vorbestehende Überzeugungen die Wahrnehmung formen. Zukünftige Forschungen könnten diese Frage mit Hilfe von Neuroimaging-Techniken untersuchen, um die neuronale Basis dieser Wahrnehmungsfehler zu erforschen.

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Paranoide und teleologische Denkmuster führen zu sozialen Halluzinationen in der visuellen Wahrnehmung
Paranoide und teleologische Denkmuster führen zu sozialen Halluzinationen in der visuellen Wahrnehmung (Foto: DALL-E, IT BOLTWISE)



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