PHILADELPHIA / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Eine neue Studie hat gezeigt, dass langfristige Praktizierende der Orgasmischen Meditation (OM) einzigartige Muster der Gehirnaktivität aufweisen. Diese Entdeckung könnte weitreichende Implikationen für das Verständnis der Verbindung zwischen Sexualität und Spiritualität haben.
Die Orgasmische Meditation (OM), eine Praxis, die Achtsamkeit und sexuelle Stimulation kombiniert, hat in einer aktuellen Studie bemerkenswerte Ergebnisse in Bezug auf die Gehirnaktivität gezeigt. Forschende fanden heraus, dass langjährige OM-Praktizierende eine geringere Gehirnstoffwechselrate im Ruhezustand aufweisen als Nicht-Meditierende. Diese Unterschiede betreffen insbesondere Hirnregionen, die mit emotionaler Verarbeitung, Aufmerksamkeit und sensorischem Bewusstsein verbunden sind.
Interessanterweise zeigten Frauen in der OM-Gruppe eine besonders reduzierte Aktivität im Thalamus und in der Insula, zwei Regionen, die eng mit der Integration sensorischer und emotionaler Informationen verknüpft sind. Diese Erkenntnisse könnten darauf hindeuten, dass OM eine einzigartige Form der Achtsamkeit darstellt, die sich auf körperliche Empfindungen konzentriert und über die Zeit hinweg das Gehirn beeinflusst.
Andrew Newberg, Professor für integrative Medizin und Ernährungswissenschaften an der Thomas Jefferson University, hat über 30 Jahre Erfahrung in der Erforschung religiöser und spiritueller Praktiken. Er sieht in dieser Studie eine Möglichkeit, die Verbindung zwischen Sexualität und Spiritualität besser zu verstehen. Newberg betont, dass Rituale, die sowohl in religiösen als auch in anderen Lebensbereichen eine Rolle spielen, möglicherweise aus tierischen Paarungsritualen hervorgegangen sind.
Die Studie umfasste 40 erfahrene OM-Praktizierende, die regelmäßig über ein Jahr hinweg OM praktizierten, sowie eine Kontrollgruppe von 19 Personen ohne Meditationserfahrung. Mithilfe von 18F-Fluorodeoxyglucose-Positronen-Emissions-Tomographie (FDG-PET) wurde die Gehirnaktivität im Ruhezustand gemessen. Die Ergebnisse zeigten, dass OM-Praktizierende eine geringere Aktivität in mehreren Hirnregionen aufwiesen, darunter die Frontallappen, die Temporallappen und die Parietallappen.
Diese Regionen sind für Aufmerksamkeit, Planung, Gedächtnis und sensorische Verarbeitung sowie für Selbstwahrnehmung und räumliche Orientierung verantwortlich. Auch die Aktivität im anterioren cingulären Cortex, der Emotionen und kognitive Kontrolle reguliert, war reduziert. Diese Muster könnten mit den subjektiven Erfahrungen der OM-Praktizierenden übereinstimmen, die von tiefer Entspannung und erhöhter emotionaler Bewusstheit berichten.
Die Studie zeigt auch geschlechtsspezifische Unterschiede in der Gehirnaktivität. Frauen zeigten eine geringere Stoffwechselrate im Thalamus und in der Insula, während Männer eine reduzierte Aktivität im Kleinhirn und in Teilen des Temporallappens aufwiesen. Diese Unterschiede könnten auf die unterschiedlichen Rollen zurückzuführen sein, die Männer und Frauen während der OM-Praxis einnehmen.
Obwohl die Ergebnisse vielversprechend sind, weist die Studie einige Einschränkungen auf, darunter die relativ kleine Stichprobengröße und die Abhängigkeit von selbstberichteten Daten. Zukünftige Forschungen könnten größere Gruppen einbeziehen und untersuchen, ob die beobachteten Veränderungen mit spezifischen psychologischen oder gesundheitlichen Vorteilen korrelieren.
Newberg und sein Team hoffen, weiterhin eine Vielzahl religiöser und spiritueller Praktiken zu erforschen, um deren Auswirkungen auf die individuelle Gesundheit und das Wohlbefinden besser zu verstehen. Die Erkenntnisse könnten auch Implikationen für die Art und Weise haben, wie wir Realität in verschiedenen mentalen Zuständen erleben.
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