Nostalgische Musik: Ein Schlüssel zur emotionalen und kognitiven Aktivierung

MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Eine neue Studie beleuchtet die faszinierende Wirkung nostalgischer Musik auf das Gehirn und zeigt, wie sie einzigartige Netzwerke aktiviert, die mit Erinnerung, Selbstreflexion und Emotion verbunden sind.

Musik, die nostalgische Erinnerungen weckt, hat eine bemerkenswerte Fähigkeit, spezifische Gehirnregionen zu aktivieren, die mit Gedächtnis, Selbstreflexion und Emotionen verbunden sind. Eine kürzlich in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlichte Studie zeigt, dass selbstgewählte nostalgische Lieder bei jüngeren und älteren Erwachsenen mehr Gehirnaktivität auslösen als bekannte oder unbekannte nicht-nostalgische Musik. Besonders ältere Erwachsene zeigen eine stärkere Aktivierung in Schlüsselbereichen, die mit Nostalgie in Verbindung stehen, was darauf hindeutet, dass nostalgische Musik eine besondere Rolle bei der Gedächtnis- und Emotionsverarbeitung im Alter spielen könnte.

Die Forschung wurde durch das wachsende Interesse daran motiviert, wie Musik Menschen mit Gedächtnisverlust, insbesondere bei Alzheimer oder verwandten Erkrankungen, helfen kann. Während bekannt ist, dass Musik starke Emotionen hervorrufen und persönliche Erinnerungen zurückbringen kann, haben Wissenschaftler erst kürzlich begonnen, die Reaktion des Gehirns auf nostalgische Musik im Detail zu untersuchen. Ziel der neuen Studie war es, zu verstehen, wie sich nostalgieauslösende Musik von anderen Musikarten im Gehirn unterscheidet und wie sich diese Effekte im Laufe des Lebens verändern könnten.

Die Forscher rekrutierten 57 gesunde Teilnehmer, darunter jüngere Erwachsene im Alter von 18 bis 35 Jahren und ältere Erwachsene ab 60 Jahren. Jeder Teilnehmer identifizierte sechs Lieder, die persönlich Nostalgie hervorriefen. Interessanterweise ist nostalgische Musik nicht universell, da jeder Mensch eine andere, personalisierte Sammlung von Liedern hat, die mit Bedeutung und Erinnerungen verbunden sind. Diese Lieder erstrecken sich über alle Genres.

Um die Unterschiede in der Gehirnaktivität auf Nostalgie zurückzuführen, verwendeten die Forscher ein maschinelles Lernwerkzeug, um andere Lieder zu finden, die musikalisch ähnlich waren, aber keine Nostalgie hervorriefen. Diese wurden als “bekannte Kontrolllieder” verwendet. Zusätzlich wählte das Team unbekannte Lieder aus, die ebenfalls musikalisch abgestimmt waren. Während des Experiments hörten die Teilnehmer ihre nostalgieauslösenden Lieder sowie die abgestimmten bekannten und unbekannten Kontrolllieder, während sie einem funktionellen Magnetresonanztomographie-Scan (fMRT) unterzogen wurden.

Die Gehirnscans zeigten, dass nostalgische Lieder, mehr als die Kontrolllieder, eine Vielzahl von Gehirnregionen aktivierten. Dazu gehörten Bereiche, die an Selbstreflexion und Gedächtnis beteiligt sind, wie der mediale präfrontale Kortex, der posteriore cinguläre Kortex und der Hippocampus, sowie Bereiche der emotionalen Salienz und der Belohnungsverarbeitung. Diese Regionen bilden zusammen ein Netzwerk, das mit der Verarbeitung autobiografischer Erinnerungen, der Regulierung von Emotionen und dem Erleben von Freude verbunden ist.

Interessanterweise lösten die nostalgischen Lieder auch eine erhöhte funktionelle Konnektivität zwischen Gehirnregionen aus, die an selbstbezogener Verarbeitung und emotionalem Bewusstsein beteiligt sind. Dies deutet darauf hin, dass Nostalgie persönliche Erinnerungen auf besonders kraftvolle Weise mit emotionaler Bedeutung integriert. Ältere Erwachsene berichteten nicht nur von positiveren Emotionen beim Musikhören im Allgemeinen, sondern zeigten auch stärkere Gehirnreaktionen auf nostalgische Lieder als jüngere Erwachsene.

Die Studie stellt einen bedeutenden Schritt dar, um das Verständnis der Neurowissenschaften der Nostalgie zu vertiefen und wie Musik tiefe emotionale und autobiografische Erfahrungen anspricht. Die Autoren der Studie hoffen, diese Erkenntnisse in zukünftigen Arbeiten mit klinischen Populationen, einschließlich Menschen mit Alzheimer, anzuwenden. Das Ziel ist es, diese Forschung zu nutzen, um musikbasierte Interventionen für neurodegenerative Erkrankungen zu schaffen, zu verbessern und zu verstehen.

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