NeuroSafe: Fortschritt in der Prostatakrebschirurgie zur Erhaltung der Potenz

LONDON / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Eine neue chirurgische Methode zur Behandlung von Prostatakrebs bietet Hoffnung für Männer, die ihre sexuelle Funktion nach der Operation erhalten möchten.

Die NeuroSafe-Methode, eine präzisere Form der Prostatakrebschirurgie, verdoppelt nahezu die Chancen, dass Männer ihre Erektionsfähigkeit nach der Operation behalten, verglichen mit der Standardchirurgie. Diese Erkenntnisse stammen aus der ersten umfassenden Studie zu diesem Verfahren, die in fünf britischen Krankenhäusern durchgeführt wurde.

Bei der NeuroSafe-Methode wird während der Operation das entfernte Prostatagewebe untersucht. Wenn die Untersuchung zeigt, dass der Tumor vollständig entfernt wurde, kann die nervenhaltige äußere Schicht der Prostata intakt bleiben, was das Risiko von Erektionsproblemen reduziert. Prof. Greg Shaw, der Leiter der Studie und beratender Urologe am University College London Hospitals NHS Foundation Trust, betont, dass dieses Verfahren den Chirurgen während der Operation Feedback gibt, um so viele Nerven wie möglich zu schonen und den Männern Hoffnung auf eine Wiederherstellung ihrer sexuellen Potenz zu geben.

Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern in England, mit 50.000 diagnostizierten Fällen pro Jahr. Weltweit sind fast 1,5 Millionen Männer betroffen, und 375.000 sterben jährlich an der Krankheit. Besonders häufig tritt die Krankheit bei Männern über 50 auf und wird oft als stiller Killer bezeichnet, da sie in den frühen Stadien keine Symptome verursacht.

Die jüngsten Entwicklungen in der robotergestützten Chirurgie haben es Ärzten ermöglicht, präzise “nervenschonende” Operationen bei Prostatakrebspatienten durchzuführen. Dabei wird die erkrankte Prostata entfernt, während die äußeren Schichten und die durch sie verlaufenden Nerven erhalten bleiben. Allerdings müssen die Ärzte sicherstellen, dass keine Krebszellen zurückbleiben, was schwer zu beurteilen sein kann. Bei fortgeschrittenem Krebs neigen Chirurgen dazu, die Prostata mit ihren äußeren Schichten zu entfernen, um das Risiko zu minimieren, dass Tumorzellen übersehen werden und die Krankheit zurückkehrt.

In der NeuroSafe-Methode entfernen Ärzte die Prostata, während sie so viel Nervengewebe wie möglich erhalten. Scheiben der Prostata werden dann eingefroren, gefärbt und auf Krebszellen untersucht. Wenn der Tumor die Oberfläche der Prostata erreicht, müssen die äußeren Schichten und ihre Nerven möglicherweise entfernt werden. Hört der Tumor jedoch vorher auf, gilt die Operation als abgeschlossen.

Die Studie untersuchte 344 Männer mit Prostatakrebs, die keine Vorgeschichte von Erektionsstörungen hatten. Die Hälfte erhielt das NeuroSafe-Verfahren, die andere Hälfte die Standardchirurgie. Ein Jahr später berichteten 56 % der Männer, die sich der Standardchirurgie unterzogen hatten, von schweren Erektionsstörungen, verglichen mit 38 % der Männer, die die NeuroSafe-Chirurgie erhielten.

Weniger als ein Viertel (23 %) der Männer, die die Standardchirurgie durchliefen, berichteten von keinen oder nur milden Erektionsstörungen, verglichen mit 39 % der Männer, die das NeuroSafe-Verfahren erhielten. Diese Ergebnisse wurden auf dem Europäischen Urologie-Kongress 2025 in Madrid vorgestellt und in der Fachzeitschrift Lancet Oncology veröffentlicht.

Dr. Matthew Hobbs, Forschungsdirektor bei Prostate Cancer UK, erklärte, dass Prostatakrebschirurgie für viele Männer eine lebensrettende Option sei, jedoch eine große Operation darstelle, die Nebenwirkungen wie Erektionsprobleme verursachen könne. Eine große Herausforderung bestehe darin, Männer zu heilen und gleichzeitig sicherzustellen, dass sie ihr Leben danach in vollen Zügen genießen können.

Diese Studie sei vielversprechend und liefere Beweise dafür, dass innovative Operationsmethoden die erektile Dysfunktion bei einigen Männern reduzieren können. Allerdings sei weitere Forschung nötig, um zu beweisen, ob NeuroSafe genauso effektiv wie traditionelle Techniken bei der vollständigen Heilung sei. Zudem müsse geklärt werden, welche Männer von dieser neuen Technik profitieren könnten und ob diese Technik im großen Maßstab im NHS umgesetzt werden könnte, um sie Männern im gesamten Vereinigten Königreich zugänglich zu machen.

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