Neuer Regelrahmen der FCA: Chancen und Risiken für den britischen Finanzplatz

LONDON / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die britische Finanzaufsichtsbehörde FCA hat einen innovativen Regelrahmen vorgestellt, der den Handel mit privaten Unternehmensanteilen ab 2024 erleichtern soll. Diese Initiative zielt darauf ab, den britischen Finanzplatz zu stärken, indem sie den Zugang zu Kapitalmärkten für private Unternehmen vereinfacht.

Die Financial Conduct Authority (FCA) in Großbritannien hat kürzlich einen neuen Regelrahmen angekündigt, der den Handel mit privaten Unternehmensanteilen erheblich vereinfachen soll. Ab dem Jahr 2024 können Eigentümer privater Unternehmen ihre Anteile an Finanzinstitute und professionelle Investoren verkaufen, ohne die umfangreichen Offenlegungspflichten der öffentlichen Märkte erfüllen zu müssen. Diese Maßnahme soll den britischen Finanzplatz attraktiver machen und den Kapitalabfluss ins Ausland eindämmen.

Im Zentrum dieser Initiative steht das Private Intermittent Securities and Capital Exchange System (Pisces), ein neues Handelssystem, das es Investoren ermöglicht, an bestimmten Tagen Aktien privater Unternehmen zu handeln. Dieses System soll eine Brücke zwischen privaten und öffentlichen Märkten schlagen und so die Attraktivität des britischen Aktienmarktes erhöhen. In den letzten Jahren hat London einen erheblichen Kapitalabfluss erlebt, da viele Unternehmen ihre Listings ins Ausland verlagern.

Die FCA plant, die endgültigen Regeln für Pisces bis zum Sommer nächsten Jahres zu veröffentlichen. Der Start soll in einer experimentellen „Sandbox“-Umgebung erfolgen, die flexible Anpassungen ermöglicht. Diese Umgebung könnte der London Stock Exchange helfen, neue Handelsplattformen zu etablieren und den Strom von Börsengängen in der Hauptstadt zu sichern.

Kritiker warnen jedoch vor den erhöhten Risiken für Anleger. Da viele Unternehmen öffentliche Märkte zunehmend meiden und private Finanzierungsmöglichkeiten bevorzugen, könnten die bestehenden Schutzmaßnahmen auf öffentlichen Märkten nicht ausreichen. Anleger müssen sich der potenziellen Risiken bewusst sein, die mit weniger strengen regulatorischen Anforderungen einhergehen.

Ein Beispiel für die Verlagerung von Unternehmenslistings ist Ashtead, ein Unternehmen für Mietausrüstungen, das kürzlich angekündigt hat, sein primäres Listing von London nach New York zu verlegen. Solche Entwicklungen unterstreichen die Dringlichkeit der Bemühungen, Londons Rolle als führender Finanzplatz zu verteidigen.

Die Einführung von Pisces könnte jedoch auch neue Chancen eröffnen. Durch die Vereinfachung des Zugangs zu Kapitalmärkten könnten mehr Unternehmen in der Lage sein, Investitionen zu sichern und zu wachsen. Dies könnte langfristig zu einer Stärkung des britischen Finanzplatzes führen, vorausgesetzt, die Risiken werden angemessen gemanagt.

Insgesamt zeigt die Initiative der FCA, dass der britische Finanzplatz bereit ist, sich den Herausforderungen der globalen Märkte zu stellen. Durch innovative Ansätze und flexible Regelungen könnte London seine Position als führender Finanzplatz behaupten und gleichzeitig neue Wachstumschancen für Unternehmen schaffen.