MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Eine aktuelle Studie hat ein Phänomen aufgedeckt, das als ‘Miranda-Strafe’ bezeichnet wird und zeigt, dass das Schweigen von Verdächtigen bei polizeilichen Verhören zu erhöhtem Verdacht führen kann.

Eine neue Untersuchung hat ergeben, dass Verdächtige, die ihr Recht zu schweigen oder einen Anwalt zu verlangen ausüben, als verdächtiger wahrgenommen werden als diejenigen, die auf ihre Rechte verzichten und mit der Polizei sprechen. Diese sogenannte ‘Miranda-Strafe’ wirft Fragen über mögliche Vorurteile in Strafuntersuchungen auf.

Das Miranda-Recht, das durch den wegweisenden Supreme Court-Fall Miranda v. Arizona (1966) etabliert wurde, soll Einzelpersonen vor Selbstbelastung bei polizeilichen Verhören schützen. Trotz dieser Schutzmaßnahme entscheiden sich die meisten Verdächtigen, sowohl unschuldige als auch schuldige, dafür, ihre Rechte zu verzichten und mit der Polizei zu sprechen. Dies hat Forscher und Rechtsexperten lange Zeit verwundert.

Frühere Forschungen haben zwei Hauptgründe für dieses Phänomen vorgeschlagen. Erstens verstehen viele Menschen ihre Miranda-Rechte nicht vollständig, sei es aufgrund der komplexen rechtlichen Sprache der Warnungen oder individueller Faktoren wie Jugend, geistiger Behinderung oder dem Stress der Vernehmung selbst. Zweitens glauben unschuldige Verdächtige oft, dass ihre Unschuld den Ermittlern offensichtlich sein wird, was sie dazu veranlasst zu glauben, dass sie den Schutz ihrer Rechte nicht benötigen. Die aktuelle Studie schlägt jedoch eine dritte Erklärung vor: Verdächtige verzichten möglicherweise auf ihre Rechte, weil sie befürchten, dass deren Inanspruchnahme sie schuldig erscheinen lässt.

Um diese Hypothese zu testen, führten die Forscher zwei Experimente durch. Im ersten Experiment nahmen 256 Psychologiestudenten teil. Im zweiten rekrutierten die Forscher 119 Studenten, die Abschlüsse in Strafverfolgung oder verwandten Bereichen anstrebten, um zu verstehen, ob diejenigen, die in der Strafverfolgung arbeiten oder daran interessiert sind, in diesem Bereich zu arbeiten, ebenfalls für diese Voreingenommenheit anfällig sind.

In beiden Experimenten wurden die Teilnehmer gebeten, sich als Polizisten vorzustellen, die eine Reihe von Verbrechen untersuchen. Sie lasen sechs kurze Fallbeschreibungen, die jeweils ein anderes Verbrechen und mehrdeutige Beweise gegen einen Verdächtigen darstellten. Drei dieser Beschreibungen, die experimentellen Fälle, enthielten Informationen über die Entscheidung des Verdächtigen während der polizeilichen Befragung. In einer Bedingung verzichtete der Verdächtige auf seine Miranda-Rechte, stimmte zu, mit der Polizei zu sprechen, und bestritt die Tatbeteiligung. In einer anderen Bedingung berief sich der Verdächtige ausdrücklich auf sein Recht zu schweigen. In einer dritten Bedingung saß der Verdächtige einfach schweigend da und beantwortete keine Fragen.

Die Ergebnisse beider Experimente lieferten starke Beweise für eine ‘Miranda-Strafe’. Teilnehmer bewerteten Verdächtige, die ihr Recht zu schweigen in Anspruch nahmen oder einfach schweigend blieben, konsequent als wahrscheinlicher schuldig im Vergleich zu denen, die auf ihre Rechte verzichteten und mit der Polizei sprachen. Dieses Phänomen wurde sowohl in den kontinuierlichen Schuldbewertungen als auch in den dichotomen ‘unschuldig’ oder ‘schuldig’ Urteilen beobachtet.

Diese Studie hat erhebliche Auswirkungen auf das Strafjustizsystem. Sie legt nahe, dass die bloße Ausübung der eigenen verfassungsmäßigen Rechte Verdacht erregen und potenziell zu intensiverer Überprüfung durch die Strafverfolgungsbehörden führen kann. Dies könnte bestehende Vorurteile in Ermittlungen verschärfen und das Risiko von Fehlurteilen erhöhen, insbesondere für unschuldige Verdächtige, die unter Druck gesetzt werden könnten, auf ihre Rechte zu verzichten, um nicht schuldig zu erscheinen.

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Neue Studie zeigt: Schweigen kann Verdacht erhöhen
Neue Studie zeigt: Schweigen kann Verdacht erhöhen (Foto: DALL-E, IT BOLTWISE)



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