Neue Antibiotikabehandlung gegen resistente Gonorrhöe

WIEN / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die Entwicklung neuer Antibiotika ist ein entscheidender Schritt im Kampf gegen die zunehmende Resistenz von Gonorrhöe-Erregern. Wissenschaftler haben nun eine vielversprechende Behandlung vorgestellt, die das Potenzial hat, die Behandlungsmöglichkeiten erheblich zu erweitern.

Die Entdeckung eines neuen Antibiotikums zur Behandlung von Gonorrhöe markiert einen bedeutenden Fortschritt im Kampf gegen die zunehmende Resistenz von Infektionen. Seit drei Jahrzehnten wurde kein neues Antibiotikum zur Behandlung dieser sexuell übertragbaren Krankheit entwickelt, was die Dringlichkeit neuer Lösungen unterstreicht. Gonorrhöe kann bei Frauen zu schwerwiegenden Komplikationen wie Eileiterschwangerschaften und Unfruchtbarkeit führen, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird.

Die Resistenz gegen bestehende Behandlungen hat in den letzten Jahren rapide zugenommen, was die Behandlungsmöglichkeiten erheblich einschränkt. Die Notwendigkeit neuer Therapien ist dringlich, da seit den 1990er Jahren keine neuen Antibiotika mehr entdeckt wurden. Eine aktuelle Studie legt nahe, dass das Antibiotikum Gepotidacin, das bisher zur Behandlung von Harnwegsinfektionen eingesetzt wurde, auch gegen Gonorrhöe wirksam sein könnte.

Die Ergebnisse der Phase-III-Studie, die im renommierten Lancet-Journal veröffentlicht und auf der jährlichen Konferenz der Europäischen Gesellschaft für klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten in Wien vorgestellt wurden, zeigen vielversprechende Ergebnisse. Die Studie, die von Forschern aus Großbritannien und den USA geleitet wurde, umfasste Patienten aus mehreren Ländern, darunter Deutschland und Spanien.

In der Studie mit 622 Patienten wurde Gepotidacin, das als Pille eingenommen wird, mit der Standardbehandlung aus Ceftriaxon, einer Injektion, und Azithromycin, einer Pille, verglichen. Die Forscher stellten fest, dass die neue Pille genauso wirksam ist wie die Standardbehandlung bei der Bekämpfung der Infektion. Besonders bemerkenswert ist, dass Gepotidacin auch gegen Stämme der Gonorrhöe-Bakterien wirksam war, die gegen bestehende Antibiotika resistent sind.

Die Forscher betonten, dass die neue Behandlung ein wichtiges Werkzeug im Kampf gegen die zunehmende Resistenz von Gonorrhöe-Stämmen darstellen könnte. Die Möglichkeit, die Behandlung in Form einer Pille ohne Injektion durchzuführen, könnte zudem die Patientenerfahrung verbessern und den Bedarf an medizinischen Ressourcen verringern.

Die Autoren der Studie wiesen jedoch darauf hin, dass die Untersuchung sich hauptsächlich auf urogenitale Gonorrhöe konzentrierte und dass die meisten Patienten weiße Männer waren. Weitere Forschungen sind notwendig, um die Auswirkungen der Behandlung auf Gonorrhöe im Rektum und Hals sowie bei Frauen, Kindern und Patienten anderer Ethnien zu untersuchen.

Die zunehmende Resistenz von Gonorrhöe gegen Antibiotika stellt eine ernsthafte Bedrohung dar, und Gesundheitsbehörden haben bereits davor gewarnt, dass die Krankheit in Zukunft möglicherweise nicht mehr behandelbar sein könnte. Im vergangenen Jahr wurde in England vor einem Anstieg besonders resistenter Fälle gewarnt, und die Zahl der diagnostizierten Fälle erreichte 2023 ein Rekordhoch.

Globale Gesundheitsführer haben wiederholt darauf hingewiesen, dass die antimikrobielle Resistenz eine erhebliche Bedrohung für die Menschheit darstellt. Daten zeigen, dass sie zu einer der führenden Todesursachen weltweit geworden ist, mit täglich etwa 3.500 Todesfällen. Eine umfassende Schätzung aus dem Jahr 2022 ergab, dass im Jahr 2019 mehr als 1,2 Millionen Menschen direkt an antibiotikaresistenten bakteriellen Infektionen starben.

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