MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Mikroplastikpartikel, die in der Umwelt allgegenwärtig sind, haben nun auch ihren Weg in den menschlichen Körper gefunden, insbesondere ins Gehirn. Diese alarmierende Entwicklung wirft neue Fragen über die gesundheitlichen Auswirkungen dieser winzigen Plastikfragmente auf.
Die Entdeckung von Mikroplastik im menschlichen Gehirn ist eine besorgniserregende Entwicklung, die Wissenschaftler weltweit beschäftigt. Diese winzigen Plastikpartikel, die aus unserer Umwelt stammen, sind in der Lage, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden und sich im Gehirn anzusammeln. Eine aktuelle Studie, die in der Fachzeitschrift Nature Medicine veröffentlicht wurde, zeigt, dass das menschliche Gehirn etwa einen Löffel voll dieser Partikel enthalten kann. Besonders alarmierend ist, dass bei verstorbenen Personen, die an Demenz litten, die Konzentration dieser Partikel drei- bis fünfmal höher war.
Die Forschungsergebnisse haben Wissenschaftler der Universitäten Ottawa und Toronto dazu veranlasst, eine umfassende Übersicht über den aktuellen Wissensstand zur Akkumulation von Mikro- und Nanoplastik (MNPs) im menschlichen Körper zu veröffentlichen. Diese Analyse zeigt, dass Mikroplastik in der Luft, die wir atmen, im Wasser, das wir trinken, und in den Lebensmitteln, die wir konsumieren, allgegenwärtig ist. Dr. Nicholas Fabiano von der Universität Ottawa betont, dass der dramatische Anstieg der Mikroplastikkonzentrationen im Gehirn in den letzten acht Jahren besonders besorgniserregend ist.
Die Forscher stellten fest, dass die Konzentrationen von MNPs im Gehirn 7- bis 30-mal höher sind als in anderen lebenswichtigen Organen wie der Leber oder den Nieren. Diese winzigen Plastikfragmente, die meist weniger als 200 Nanometer lang und hauptsächlich aus Polyethylen bestehen, wurden in den cerebrovaskulären Wänden und Immunzellen des Gehirns gefunden. Ihre Fähigkeit, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden, führt zu Spekulationen über ihre Rolle bei neurologischen Erkrankungen.
Es ist noch unklar, ob Patienten mit Demenz aufgrund ihrer neurologischen Erkrankung hohe MNP-Konzentrationen aufwiesen oder ob die Partikel die Entwicklung von Demenz förderten. Zukünftige Studien sollen diese Beziehung weiter untersuchen. Neben den potenziellen Gefahren betont die Forschung auch nützliche Praktiken, um die Exposition gegenüber MNPs zu reduzieren. Ein einfacher Schritt, wie der Wechsel von Flaschenwasser zu gefiltertem Leitungswasser, könnte die Aufnahme von Mikroplastik erheblich verringern.
Dr. Brandon Luu hebt hervor, dass Flaschenwasser allein Menschen fast so vielen Mikroplastikpartikeln aussetzen kann wie alle aufgenommenen und eingeatmeten Quellen zusammen. Der Wechsel zu Leitungswasser könnte diese Exposition um fast 90 % reduzieren. Weitere bedeutende Quellen von MNPs sind Plastiksiegel in Teebeuteln und das Erhitzen von Lebensmitteln in Plastikbehältern, insbesondere in der Mikrowelle.
Die Forschung zeigt auch mögliche Eliminationswege auf. Schwitzen könnte bei der Entfernung bestimmter plastikabgeleiteter Verbindungen aus dem Körper helfen. Dr. David Puder betont jedoch, dass weitere Studien erforderlich sind, um das volle Ausmaß der Mikroplastikbelastung zu verstehen. Die Forschung unterstreicht die Notwendigkeit, klare Expositionsgrenzen festzulegen und die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen der Bioakkumulation von Mikroplastik zu bewerten.
Während die Forschung zur Akkumulation von Mikroplastik im menschlichen Gehirn fortschreitet, wachsen die Bedenken hinsichtlich ihrer potenziellen Auswirkungen auf die neurologische Gesundheit. Die Anwesenheit dieser Partikel in cerebrovaskulären Wänden und Immunzellen des Gehirns deutet darauf hin, dass sie zu Entzündungen, oxidativem Stress und neurodegenerativen Erkrankungen beitragen könnten. Chronische Entzündungen im Gehirn wurden mit Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson und anderen kognitiven Beeinträchtigungen in Verbindung gebracht.
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