STUTTGART / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Mercedes-Benz steht vor einer umfassenden Restrukturierung, die Tausende von Arbeitsplätzen betreffen könnte. Hinter dem Schleier der Freiwilligkeit verbirgt sich eine strategische Vorgehensweise, die auf subtile Weise Druck auf die Belegschaft ausübt.
Mercedes-Benz hat ein umfassendes Programm zur Reduzierung seiner Belegschaft gestartet, das auf den ersten Blick als freiwillig erscheint, jedoch in der Praxis erheblichen Druck auf die Mitarbeiter ausübt. Unter dem Titel „Next Level Performance“ wurden über 40.000 Tarifbeschäftigte in den indirekten Bereichen mit persönlichen Abfindungsangeboten konfrontiert, die per E-Mail verschickt wurden. Diese Angebote sind Teil einer gut durchdachten Choreografie, die von Informationsveranstaltungen bis hin zu Einzelgesprächen mit höheren Führungskräften reicht.
Die Strategie von Mercedes basiert auf sogenannten Skip-Level-Gesprächen, bei denen die Mitarbeiter nicht mit ihrem direkten Vorgesetzten, sondern mit einer höheren Führungsebene sprechen. Diese Gespräche sollen emotionale Bindungen vermeiden, schaffen jedoch eine ungewohnte Situation, die viele als einschüchternd empfinden. In diesen Gesprächen wird eine Rückmeldefrist vereinbart, gefolgt von weiteren Terminen wie Perspektivberatung und Vertragsgesprächen. Wer zögert, erhält Nachfassmails, die den Druck erhöhen.
Obwohl offiziell keine betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen werden, berichten Arbeitsrechtler von Formulierungen, die nahelegen, dass der Arbeitsplatz de facto bereits abgeschafft ist. Sätze wie „Ihr Job fällt weg“ oder „Sie passen nicht mehr in unsere künftige Struktur“ sind juristisch sauber, aber psychologisch wirksam. Wer nicht freiwillig geht, könnte in eine Art betriebliches Abstellgleis geraten.
Mercedes plant, eine zentrale Abteilung für nicht-wechselwillige Mitarbeitende zu schaffen, ähnlich dem früheren „JobForum“. Diese Maßnahme könnte dazu führen, dass Mitarbeitende Projektaufgaben unterhalb ihrer Qualifikation übernehmen müssen, ohne echte Perspektiven oder Aufgabenbereiche zu haben. Diese Strategie zielt darauf ab, eine „Freiwilligkeit“ zu erzeugen, wo eigentlich keine besteht.
Das Abfindungsprogramm selbst ist finanziell attraktiv. Junge Mitarbeiter, die lange im Unternehmen sind und schnell unterschreiben, können mehrere Hunderttausend Euro erhalten. Bei Führungskräften sind teils über 500.000 Euro realistisch. Doch Geld allein sichert keine faire Behandlung. Viele berichten von emotional belastenden Gesprächen und einer schleichenden Kulturveränderung im Unternehmen.
Die Vielfalt der Programme zeigt, dass Mercedes strategisch denkt. Für ältere Mitarbeitende gibt es Angebote zur Frühverrentung oder Altersteilzeit, während Jüngere die sogenannte „Orientierungszeit“ nutzen können, bei der sie mit Wiedereinstellungsoption aussteigen. Hinzu kommen Sonderprämien für Arbeitszeitreduzierung, eine elegante Möglichkeit, Kapazitäten zu reduzieren, ohne zu kündigen.
Auch wer nicht direkt betroffen ist, spürt die Unsicherheit. Die Personalmaßnahmen laufen zentral über HR, die Prozesse sind digitalisiert, die Gespräche getaktet. Der Effekt ist eine Belegschaft im Ausnahmezustand, in der Vertrauen schwindet und Loyalität bröckelt. Was einst als „Great Place to Work“ galt, steht nun für Restrukturierung auf hohem Niveau, aber mit wenig menschlicher Wärme.
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