Menschen mit hoher Selbstkontrolle bevorzugen Sinnhaftigkeit gegenüber Vergnügen

MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Eine neue Studie beleuchtet, warum manche Menschen besser darin sind, ihre langfristigen Ziele zu verfolgen als andere. Forscher fanden heraus, dass Personen mit hoher Selbstkontrolle dazu neigen, Aktivitäten zu bevorzugen, die als sinnvoll empfunden werden, anstatt solche, die einfach nur Vergnügen bereiten.

Eine kürzlich veröffentlichte Studie in Social Psychological and Personality Science untersucht die Präferenzen von Menschen mit hoher Selbstkontrolle im Vergleich zu denen, die sich eher von unmittelbaren Vergnügungen leiten lassen. Die Forscher stellten fest, dass Menschen mit hoher Selbstkontrolle Aktivitäten bevorzugen, die als bedeutungsvoll wahrgenommen werden, während andere eher nach sofortigem Vergnügen suchen. Diese Präferenzen könnten erklären, warum selbstkontrollierte Personen oft in Bereichen wie Gesundheit, Arbeit und Beziehungen erfolgreich sind.

Traditionell wurde angenommen, dass der Erfolg von Menschen mit hoher Selbstkontrolle auf ihrer Fähigkeit beruht, Impulse zu unterdrücken oder Unbehagen zu ertragen. Die Autoren der neuen Studie schlagen jedoch eine andere Erklärung vor: Vielleicht genießen Menschen mit hoher Selbstkontrolle einfach andere Arten von Erfahrungen – solche, die mit ihren Zielen übereinstimmen.

Um diese Idee zu testen, führten die Forscher eine Reihe von drei Studien durch. Die ersten beiden untersuchten, was Menschen mit unerwarteter Freizeit tun und wie sie sich dabei fühlten. Die dritte Studie bat die Teilnehmer, hypothetische Entscheidungen zwischen sinnvollen und angenehmen Aktivitäten zu treffen. In jeder Studie bewerteten die Forscher zwei Persönlichkeitsmerkmale: Selbstkontrolle und hedonische Kapazität, also die Neigung, angenehme Erfahrungen zu genießen.

In der ersten Studie stellten sich 449 Teilnehmer vor, sie hätten ein paar Stunden Freizeit und listeten bis zu vier Aktivitäten auf, die sie möglicherweise tun würden. Sie bewerteten dann, wie sinnvoll und wie angenehm diese Aktivitäten wären. In der zweiten Studie erhielten 231 Teilnehmer tatsächlich eine Stunde Freizeit während einer Sitzung und konnten wählen, wie sie diese verbringen wollten. Beide Studien verwendeten etablierte Fragebögen, um die Selbstkontrolle und die hedonische Kapazität der Teilnehmer zu messen.

Die Ergebnisse waren in allen drei Studien konsistent. Menschen mit höherer Selbstkontrolle bewerteten ihre gewählten oder vorgestellten Aktivitäten als bedeutungsvoller. Dies galt unabhängig davon, welche Aktivität sie wählten – ob es sich um Gartenarbeit, Lesen oder Arbeiten handelte.

Interessanterweise fanden die Forscher auch heraus, dass beide Merkmale – Selbstkontrolle und hedonische Kapazität – mit einer größeren Zufriedenheit darüber verbunden waren, wie die Teilnehmer ihre Zeit verbrachten. Allerdings unterschied sich der emotionale Ton dieser Zufriedenheit leicht. Hedonische Kapazität war stärker mit Freude verbunden, während Selbstkontrolle eher mit einem Gefühl von Sinnhaftigkeit assoziiert war.

Die Ergebnisse liefern Hinweise darauf, dass der Erfolg von Selbstkontrolle möglicherweise darauf zurückzuführen ist, dass Menschen motiviert sind, produktiv zu sein und sich an sinnvollen Aktivitäten zu beteiligen, anstatt Vergnügen zu vermeiden. Menschen mit hoher Selbstkontrolle scheinen diese Erfahrung mehr zu genießen als etwas, das einfach nur Spaß macht.

Die Autoren weisen jedoch darauf hin, dass ihre Studien korrelativ und auf Selbstberichten basieren. Während die Ergebnisse mit ihrer Hypothese übereinstimmen, können sie nicht bestätigen, dass Selbstkontrolle Menschen dazu bringt, sinnvolle Erfahrungen zu bevorzugen, oder umgekehrt.

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