MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Tattoos sind seit Jahrhunderten ein fester Bestandteil menschlicher Kultur und Ausdrucksform. Doch die gesundheitlichen Risiken, die mit der in die Haut injizierten Tinte verbunden sind, wurden bisher weitgehend übersehen.

Tattoos sind nicht nur ein Ausdruck persönlicher und kultureller Identität, sondern auch ein beliebtes Mittel zur Selbstverwirklichung in der modernen Gesellschaft. Während die künstlerische und symbolische Bedeutung von Tattoos weithin anerkannt ist, rücken nun die potenziellen gesundheitlichen Risiken der verwendeten Tinte in den Fokus der Wissenschaft. Forscher untersuchen die langfristigen Auswirkungen von Tattoo-Tinte im Körper und deren mögliche Verbindung zu Gesundheitsproblemen wie Krebs.

Nachdem die Tinte in die Haut eingebracht wurde, erkennt der Körper die Pigmente als Fremdkörper. Ein Teil der Tinte verbleibt in der Haut und macht das Tattoo dauerhaft, während ein anderer Teil über den Blutkreislauf in die Lymphknoten gelangt. Diese Knoten spielen eine entscheidende Rolle im Immunsystem, indem sie den Körper vor Krankheiten schützen. Experten befürchten, dass die Ansammlung von Tattoo-Tinte in den Lymphknoten zu langfristigen Schwellungen und möglicherweise zu Krebs führen könnte.

Eine Studie der Universität Süddänemark und der Universität Helsinki legt nahe, dass Tattoo-Tinte die Leistungsfähigkeit des Immunsystems beeinträchtigen könnte. Da das lymphatische System eine zentrale Rolle in der Immunantwort spielt, könnte jede Störung durch Fremdstoffe langfristige Konsequenzen haben. Henrik Frederiksen, Hämatologe am Universitätsklinikum Odense, erklärt, dass die Tinte in den Lymphknoten als Fremdkörper wahrgenommen wird, was das Immunsystem dauerhaft beanspruchen könnte.

Die Wissenschaftler befürchten, dass das Immunsystem durch den ständigen Kampf gegen die Tintenpartikel zu unkontrolliertem Zellwachstum angeregt werden könnte, was letztlich zu Krebs führen kann. Da sich Krebs jedoch langsam entwickelt, ist es schwierig, die tatsächlichen Auswirkungen von Tattoos auf die Gesundheit zu bestimmen. Um die langfristigen Effekte von Tattoos zu analysieren, nutzen Forscher Daten aus der dänischen Zwillings-Tattoo-Kohorte, die über 5.900 dänische Zwillinge umfasst.

Die Studie zeigt, dass tätowierte Personen höhere Raten von Haut- und Lymphdrüsenkrebs aufweisen. Besonders auffällig ist der Zusammenhang zwischen der Größe des Tattoos und dem Krebsrisiko. Große Tattoos stehen in einem stärkeren Zusammenhang mit einem erhöhten Krebsrisiko als kleinere. Bei Lymphomen hatten Menschen mit großen Tattoos fast dreimal so hohe Vorkommen.

Trotz dieser gesundheitlichen Bedenken bleibt die Beliebtheit von Tattoos ungebrochen. Die dänische Zwillings-Tattoo-Kohorte zeigt, dass fast 40 % der Frauen und 30 % der Männer bis zum Alter von 25 Jahren tätowiert sind. Diese Entwicklung ist ein globales Phänomen, das mit einer zunehmenden gesellschaftlichen Akzeptanz von Tattoos einhergeht, insbesondere unter jungen Menschen und Frauen.

Die Sicherheit von Tattoos hängt auch von der Zusammensetzung der Tinte ab. Verschiedene Pigmente enthalten unterschiedliche Chemikalien, die potenziell schädlich sein können, wenn sie in den Körper aufgenommen werden. Obwohl die aktuelle Forschung keine spezifischen Tintenfarben als direkte Krebsursachen identifiziert, könnte zukünftige Forschung diesen Aspekt weiter untersuchen.

Forscher verlagern ihren Fokus darauf, zu verstehen, wie Tintenpartikel auf molekularer Ebene mit dem Körper interagieren. Sie wollen herausfinden, ob bestimmte Arten von Lymphomen stärker mit Tattoos in Verbindung stehen und wie sich die langfristige Exposition gegenüber Tinte auf die Funktion des Immunsystems auswirkt. Das Verständnis der potenziellen Gesundheitsrisiken im Zusammenhang mit Tattoos ist daher entscheidend für informierte Entscheidungen über Tattoos.

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Langzeitrisiken von Tattoo-Tinte: Eine neue Perspektive
Langzeitrisiken von Tattoo-Tinte: Eine neue Perspektive (Foto: DALL-E, IT BOLTWISE)



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