WASHINGTON / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die Diskussion um den Umgang mit der Vogelgrippe in den USA hat eine neue Wendung genommen. Robert F. Kennedy Jr., ein prominenter Gesundheitsbeamter, hat einen umstrittenen Vorschlag gemacht, der die Fachwelt spaltet.
Robert F. Kennedy Jr., ein führender Gesundheitsbeamter in den USA, hat kürzlich einen unkonventionellen Ansatz zur Bekämpfung der Vogelgrippe auf amerikanischen Geflügelfarmen vorgeschlagen. Anstatt infizierte Vögel zu keulen, schlägt er vor, das Virus durch die Herden laufen zu lassen, um resistente Tiere zu identifizieren. Diese Idee hat er mehrfach in Interviews geäußert, was zu einer hitzigen Debatte geführt hat.
Unterstützung erhält Kennedy von Brooke Rollins, der Landwirtschaftsministerin, die sich ebenfalls für eine Pilotstudie aussprach. Einige Landwirte seien bereit, diesen Ansatz auszuprobieren, um möglicherweise eine Immunität innerhalb der Herden zu entwickeln. Doch dieser Vorschlag stößt bei Tierärzten und Wissenschaftlern auf heftige Kritik.
Experten warnen, dass das unkontrollierte Ausbreiten des Virus nicht nur inhuman wäre, sondern auch erhebliche wirtschaftliche Folgen hätte. Dr. Gail Hansen, eine ehemalige staatliche Veterinärin, bezeichnete den Vorschlag als „wirklich schreckliche Idee“. Die Gefahr, dass das Virus mutiert und auf Menschen übertragbar wird, sei erheblich, wenn es sich ungehindert verbreiten kann.
Seit Anfang 2022 wurden über 1.600 Ausbrüche in allen Bundesstaaten gemeldet, die mehr als 166 Millionen Vögel betrafen. Jede Infektion bietet dem Virus die Möglichkeit, sich zu einem gefährlicheren Stamm zu entwickeln. Die genetische Überwachung zeigt, dass das Virus bisher nicht auf Menschen übertragbar ist, doch die Risiken bleiben hoch.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen wären ebenfalls enorm. Ein unkontrollierter Ausbruch könnte zu Handelsverboten führen, was die Geflügelindustrie schwer treffen würde. Zudem wäre die Tierquälerei durch das Leiden der infizierten Vögel ein ethisches Problem, das nicht ignoriert werden kann.
Die derzeitige Strategie der Keulung infizierter Herden, gefolgt von einer gründlichen Reinigung und Audits, ermöglicht es den Landwirten, schnell wieder in den Betrieb zurückzukehren. Ein Verzicht auf diese Maßnahmen würde längere Quarantänezeiten und höhere Kosten bedeuten.
Während Kennedy glaubt, dass einige Vögel möglicherweise eine natürliche Immunität besitzen, widersprechen Experten dieser Annahme. Die genetische Homogenität der Zuchtvögel lässt kaum Raum für natürliche Resistenz. Zudem könnten überlebende Vögel nur gegen die aktuelle Virusvariante immun sein, nicht jedoch gegen zukünftige Mutationen.
Die Diskussion um den Umgang mit der Vogelgrippe zeigt, wie komplex die Herausforderungen im Bereich der Tiergesundheit sind. Die Balance zwischen wirtschaftlichen Interessen, ethischen Überlegungen und der öffentlichen Gesundheit bleibt eine schwierige Aufgabe.
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