BERLIN / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die Bedeutung von freier und Open-Source-Software (FOSS) in der kommerziellen Softwareentwicklung ist unbestritten, doch das Ausmaß der Abhängigkeit überrascht viele. Auf der FOSS Backstage Konferenz in Berlin wurde dieses Thema intensiv diskutiert.

Die FOSS Backstage Konferenz in Berlin hat erneut die immense Bedeutung von freier und Open-Source-Software (FOSS) für die kommerzielle Softwareentwicklung hervorgehoben. Max Mehl von DB Systel präsentierte auf der Konferenz beeindruckende Zahlen: Durchschnittlich 125 Abhängigkeiten pro internem Projekt, basierend auf einer Analyse von über 32.000 internen Repositories. Diese Abhängigkeiten sind größtenteils Open Source, was die Zahlen der Linux Foundation aus dem Jahr 2022 bestätigt, die von einem Anteil von 70 bis 90 Prozent an Open-Source-Dependencies ausgehen.

Diese Abhängigkeiten bergen jedoch Risiken. Nicht gepflegte Abhängigkeiten, Lizenzwechsel oder Sicherheitslücken können erhebliche Probleme verursachen. Ein Beispiel hierfür ist die zufällig entdeckte Sicherheitslücke in der xz-Bibliothek. Die Konferenz betonte die Notwendigkeit einer soliden Governance, um diese Risiken zu minimieren. Unternehmen müssen organisatorische Rahmenbedingungen schaffen, um die Risiken beim Einsatz von Open Source zu kontrollieren, während sie gleichzeitig den strategischen Mehrwert maximieren.

Ein Open Source Program Office (OSPO) kann hierbei eine zentrale Rolle spielen. Es ist verantwortlich für die Abwägung von Chancen und Risiken der FOSS-Nutzung. Eine gründliche Analyse des Unternehmenscodes, basierend auf einer Software Bill of Materials (SBOM), ist der erste Schritt zur Risikoeinschätzung. Werkzeuge wie die Open Source Security Foundation (OpenSSF) Scorecard oder das Linux Foundation-Projekt CHAOSS helfen dabei, sicherheits- oder community-bezogene Risiken zu erkennen.

Die neuen EU-Regularien, insbesondere der Cyber Resilience Act (CRA) und die Produkthaftungsrichtlinie (PLD), stellen zusätzliche Herausforderungen dar. Diese Regularien verlangen von Unternehmen, sicherere und nachhaltige Software zu liefern. Die Verantwortung für die integrierten Open-Source-Komponenten liegt vollständig beim Anbieter der Produkte. Die PLD schließt Software in den Begriff Produkt ein, sofern sie kommerziell vertrieben wird.

Die Auswirkungen dieser Regularien auf die Open-Source-Entwicklung sind umstritten. Während FOSS in der PLD grundsätzlich aus der Haftung ausgenommen ist, sofern sie nicht kommerziell bereitgestellt wird, greift die Produkthaftung, wenn sie in ein kommerzielles Produkt integriert wird. Diese Unsicherheiten waren auf der FOSS Backstage deutlich spürbar. Eine Klarstellung könnte sich erst aus der Rechtsprechung oder einer Verfeinerung der PLD und des CRA ergeben.

Die Konferenz machte deutlich, dass FOSS für die digitale Souveränität der EU von zentraler Bedeutung ist. In der Keynote von Jutta Horstmann wurde betont, dass die EU daran interessiert sein sollte, Open Source zu fördern, anstatt es zu behindern. Die langfristige Pflege und Bereitstellung von Sicherheitsupdates erfordert jedoch finanzielle Unterstützung. Insgesamt war die FOSS Backstage eine gelungene Veranstaltung mit vielen wertvollen Informationen zu aktuellen FOSS-Themen.

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Kommerzielle Softwareentwicklung: Die unterschätzte Abhängigkeit von Open Source (Foto: DALL-E, IT BOLTWISE)



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