KI-gestützte Sicherheit an SB-Kassen: Die Zukunft des Einzelhandels

MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die Einführung von Selbstbedienungskassen in Supermärkten hat den Einkauf für viele Kunden vereinfacht, doch sie bringt auch Herausforderungen mit sich. Diebstahl und Bedienfehler sind Risiken, die Händler zunehmend mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) zu minimieren versuchen.

Die Nutzung von Selbstbedienungskassen (SB-Kassen) in Supermärkten und anderen Einzelhandelsgeschäften hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Diese Technologie bietet den Kunden eine schnelle und einfache Möglichkeit, ihre Einkäufe selbst zu scannen und zu bezahlen. Doch mit der Bequemlichkeit kommen auch neue Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf Diebstahl und Bedienfehler. Um diesen Risiken entgegenzuwirken, setzen immer mehr Händler auf KI-gestützte Überwachungssysteme, die das Verhalten der Kunden in Echtzeit analysieren und bei Auffälligkeiten einen stillen Alarm auslösen können.

Ein typisches Szenario in einem deutschen Supermarkt im Jahr 2025 könnte so aussehen: Kunden ziehen ihre Artikel über den Scanner der SB-Kasse, während im Hintergrund eine KI-Software das Geschehen überwacht. Diese Technologie ist in der Lage, ungewöhnliche Verhaltensmuster zu erkennen, wie etwa das Nicht-Scannen von Artikeln oder das Vertauschen von Barcodes. Solche Systeme sind darauf programmiert, das Personal diskret zu alarmieren, ohne dass der Kunde es bemerkt, um mögliche Diebstähle oder Fehler zu verhindern.

Die Bedeutung dieser Technologie wird durch die steigende Zahl von SB-Kassen in Deutschland unterstrichen. Laut dem Handelsforschungsinstitut EHI gibt es bereits über 20.000 dieser Kassen in mindestens 6000 Geschäften. Diebstahl ist an SB-Kassen ein größeres Problem als an traditionellen Kassen, da die Diebstahlrate hier um 15 bis 30 Prozent höher liegt. Dies führt zu erheblichen finanziellen Verlusten für die Händler, die daher ein großes Interesse daran haben, ihre Sicherheitsmaßnahmen zu verbessern.

Die KI-gestützte Technologie funktioniert, indem sie Videoaufnahmen des Kassenbereichs analysiert und die gescannten Daten in Echtzeit überprüft. Wenn ein Kunde beispielsweise einen günstigen Artikel scannt, aber einen teureren in die Tasche steckt, kann die Software dies erkennen und das Personal alarmieren. Auch andere Anomalien, wie das Scannen eines Barcodes für Bananen, während ein schwereres Produkt abgelegt wird, werden von der KI erfasst.

Ein führender Anbieter dieser Technologie ist das deutsch-amerikanische Unternehmen Diebold Nixdorf. Laut Christoph Annemüller, einem Experten für anwendbare KI im Handel, können solche Systeme die Verluste der Händler um bis zu 75 Prozent reduzieren. Die Anzahl der fehlerhaften Transaktionen an SB-Kassen könnte von 3 auf unter 1 Prozent gesenkt werden. Diebold Nixdorf arbeitet weltweit mit über 60 Handelsunternehmen zusammen, darunter auch selbstständige Edeka-Kaufleute und die französische Handelsgruppe Groupement Mousquetaires.

Viele große Einzelhandelsketten wie Rewe, Ikea und Rossmann nutzen oder testen bereits diese intelligente Technik. Ikea plant, bis März in all seinen bundesweit 54 Filialen eine entsprechende Software an den SB-Kassen einzusetzen. Andere Unternehmen wie Kaufland und Lidl prüfen den Einsatz von KI, äußern sich jedoch zurückhaltend zu ihren Plänen, um keine Hinweise auf ihre Sicherheitsmaßnahmen zu geben.

Die Reaktionen der Kunden auf diese neuen Sicherheitsmaßnahmen sind überwiegend positiv. Laut Branchenberichten reagieren die meisten Kunden gelassen, wenn das Personal zur Überprüfung eines Vorgangs hinzugezogen wird. Die Unternehmen betonen, dass die Überprüfungen datenschutzkonform ablaufen und die Anonymität der Kunden gewahrt bleibt. Die KI-Technologie soll nicht zur Überwachung dienen, sondern sowohl Kunden als auch Mitarbeiter unterstützen.

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