LONDON / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die Integration von Künstlicher Intelligenz in die Gesundheitsversorgung schreitet voran, insbesondere im Bereich der Physiotherapie. In Großbritannien wird eine neue KI-gestützte App getestet, die Patienten mit Rückenschmerzen helfen soll, ihre Symptome zu bewältigen.
Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Ursachen für Behinderungen weltweit. Eine neue KI-gestützte App in Großbritannien verspricht nun, Patienten bei der Bewältigung ihrer Symptome zu unterstützen. Doch wie effektiv ist diese Technologie wirklich? Als ich im Oktober 2024 meinen Rücken verletzte, war die Ursache zunächst unklar. Vielleicht war es das Heben eines Bettes, um einen Teppich darunter zu schieben, das meinen Rücken belastete. Was auch immer der Auslöser war, die Schmerzen strahlten bald in mein linkes Bein aus und machten das Sitzen zur Qual.
Nach einigen Wochen suchte ich einen Schmerzmediziner in Washington, DC, auf, der mir eine Diagnose von “Lumbaler Radikulopathie” stellte und mich zur Physiotherapie überwies. In den USA ist dieser Prozess relativ schnell, aber dennoch dauerte es fast drei Monate, bis ich mit der Behandlung beginnen konnte. In Großbritannien könnte die neue KI-gestützte App von Flok Health diesen Prozess erheblich beschleunigen.
Flok Health bietet eine innovative Lösung: eine App, die von der britischen National Health Service (NHS) getestet wird. Diese App nutzt vorab aufgezeichnete Videos eines echten Physiotherapeuten, die durch KI gesteuert werden. Ziel ist es, Patienten sofort zu betreuen und die Belastung des NHS zu verringern. Finn Stevenson, CEO von Flok, erkannte die Notwendigkeit einer solchen Lösung, nachdem er selbst Schwierigkeiten hatte, Zugang zu physiotherapeutischer Betreuung zu erhalten.
Die App funktioniert wie ein interaktives Buch, bei dem die Nutzer durch eine Reihe von Fragen und Anweisungen geführt werden. Die KI passt sich den Antworten der Nutzer an und bietet personalisierte Übungen an. Diese Technologie könnte die Art und Weise, wie wir Physiotherapie wahrnehmen, revolutionieren, indem sie den Zugang zu Behandlungen erleichtert und die Wartezeiten verkürzt.
Allerdings gibt es auch Herausforderungen. Die App kann die Bewegungen der Nutzer nicht überwachen, was bedeutet, dass die Patienten selbst darauf achten müssen, die Übungen korrekt auszuführen. Dies könnte ein Problem für Menschen sein, die eine engere Überwachung benötigen. Dennoch zeigt die Forschung, dass solche mobilen Gesundheits-Apps vielversprechend sind, um Patienten bei der Schmerzbewältigung zu unterstützen.
Experten betonen, dass KI-gestützte Gesundheitslösungen denselben strengen Prüfungen unterzogen werden sollten wie traditionelle medizinische Interventionen. Elizabeth A. Stuart von der Johns Hopkins University betont die Notwendigkeit, die Wirksamkeit solcher Tools zu bewerten. Pranav Rajpurkar von der Harvard Medical School sieht in KI-Anwendungen, die die Patientenversorgung priorisieren, großes Potenzial.
Die Zukunft der KI in der Gesundheitsversorgung könnte in der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine liegen. Anstatt Ärzte zu ersetzen, könnten KI-Systeme die klinische Arbeit neu verteilen und den Zugang zur Gesundheitsversorgung verbessern. Die KI-gestützte Physiotherapie von Flok ist ein Schritt in diese Richtung, auch wenn sie derzeit noch nicht für jeden geeignet ist.
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