WIEN / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – In einer Zeit wirtschaftlicher Unsicherheit und politischer Umbrüche stehen Österreich und die EU vor der Herausforderung, ihre Kapitalmärkte zu stärken und Innovationen zu fördern. Christoph Boschan, CEO der Wiener Börse, hat in einem Interview wichtige Maßnahmen skizziert, die in der kommenden Legislaturperiode umgesetzt werden sollten.

Die aktuelle wirtschaftliche Lage in Österreich und der EU ist von einer anhaltenden Rezession geprägt, die durch negative Prognosen und Forderungen nach umfassenden wirtschaftspolitischen Änderungen begleitet wird. In diesem Kontext betont Christoph Boschan, CEO der Wiener Börse, die Notwendigkeit, den Kapitalmarkt zu stärken, um die Innovationsfinanzierung zu fördern.

Eine der schnellsten Maßnahmen wäre die Wiedereinführung der Behaltefrist für Wertpapiere sowie die Einführung eines Vorsorgedepots. Diese Schritte könnten nicht nur den Kapitalmarkt beleben, sondern auch den Staatshaushalt entlasten und die Pensionsfinanzierung nachhaltig sichern. Boschan schlägt zudem vor, das Pensionssystem besser auf den Kapitalmarkt abzustimmen, indem Teile der ersten Säule in Aktien investiert werden.

Ein weiteres zentrales Thema ist die Schaffung großer Kapitalsammelstellen, die als Liquiditätspools für Unternehmen dienen könnten. Diese könnten durch die teilweise Veranlagung der Pensionen am Kapitalmarkt oder durch die Einführung eines Staatsfonds nach norwegischem Vorbild realisiert werden. In Österreich gibt es derzeit 330 Milliarden Euro an niedrigverzinstem privatem Kapital, das für die Innovationsfinanzierung genutzt werden könnte.

Auf europäischer Ebene spricht Boschan von der unvollendeten Kapitalmarktunion. Um diese zu vollenden, müssten große Kapitalsammelstellen geschaffen werden, die die europäische Konkurrenzfähigkeit stärken könnten. Ohne diese wird es schwierig sein, die Abwanderung von wachstumsorientierten Unternehmen in die USA zu verhindern, wo sie potenziell mehr Kapital erhalten können.

Ein weiterer Aspekt ist die Rolle von Kapitalreserven in privaten Altersvorsorgesystemen oder Pensionsfonds. Diese könnten als Treibstoff für tiefe und liquide Märkte dienen, indem sie in börsennotierte Unternehmen investieren. Dies würde nicht nur die Liquidität erhöhen, sondern auch eine umfassendere Kapitalquelle für Innovation und Wachstum schaffen.

Abschließend betont Boschan die Bedeutung der Wiedereinführung der Behaltefrist für Aktien, die im Regierungsprogramm vereinbart, aber nicht umgesetzt wurde. Diese Maßnahme könnte die private Vorsorge über die Börse attraktiver gestalten, indem sie steuerliche Anreize für langfristige Investitionen bietet. Die steuerliche Belastung auf Gewinne aus Aktieninvestitionen ist derzeit hoch, und eine Entlastung wäre dringend erforderlich.

Insgesamt zeigt das Interview mit Christoph Boschan, dass es zahlreiche Möglichkeiten gibt, den Kapitalmarkt in Österreich zu stärken und die Innovationsfinanzierung zu fördern. Die Umsetzung dieser Maßnahmen könnte nicht nur die wirtschaftliche Lage verbessern, sondern auch die Grundlage für zukünftiges Wachstum und Wohlstand schaffen.

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Kapitalmarkt und Innovation: Herausforderungen und Chancen in Österreich (Foto: DALL-E, IT BOLTWISE)



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