ROM / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – In einer bemerkenswerten Initiative testet die italienische Tageszeitung Il Foglio die Integration von Künstlicher Intelligenz in den Journalismus. Für einen Monat wird eine vollständig KI-generierte Ausgabe der Zeitung veröffentlicht, um die Möglichkeiten und Grenzen dieser Technologie im redaktionellen Umfeld zu erkunden.
Die italienische Tageszeitung Il Foglio hat ein innovatives Experiment gestartet, indem sie eine vollständig KI-generierte Ausgabe namens Il Foglio AI veröffentlicht. Diese Initiative, die als weltweit erste ihrer Art gilt, soll einen Monat lang parallel zur regulären Ausgabe erscheinen. Ziel ist es, die Rolle der Künstlichen Intelligenz im Journalismus zu erforschen und zu verstehen, wie diese Technologie in der Praxis angewendet werden kann.
Il Foglio AI umfasst vier Seiten mit insgesamt 22 Artikeln, darunter drei Leitartikel. Die Inhalte, einschließlich der Schlagzeilen und Bilder, werden vollständig von KI-Systemen erstellt. Die Redaktion von Il Foglio betont, dass die Journalisten lediglich die Fragen formulieren, während die KI die Antworten liefert. Dies soll helfen, die theoretischen Möglichkeiten der KI in einen praktischen Kontext zu überführen.
Die Artikel der KI-Ausgabe sind auch online verfügbar und decken ein breites Themenspektrum ab, von der Herstellung nicht-alkoholischer Weine bis hin zu KI-bezogenen Themen. Ein bemerkenswerter Artikel ist eine KI-geschriebene Buchrezension, die vom Autor oder einer KI, die den Autor imitiert, beantwortet wird. Ein weiterer Artikel analysiert die Auswirkungen eines erhöhten Verkehrsaufkommens auf der Schiene und präsentiert eine Vielzahl von Daten und Zahlen.
Ein zentrales Anliegen des Experiments ist die Frage, inwieweit Redakteure in die KI-generierten Artikel eingreifen. Obwohl behauptet wird, dass alles von der KI erstellt wird, bleibt unklar, ob und wie stark die Artikel auf Richtigkeit und mögliche Halluzinationen überprüft werden. Es gibt keine Hinweise auf die Verantwortlichen der Artikel, was Fragen zur Transparenz aufwirft.
Ein Leitartikel trägt den Titel “Die Rede, die Draghi vor dem Senat halten wollte, zu der er aber nicht die Kraft hatte” und wird von einem KI-generierten Bild von Mario Draghi begleitet. Der Artikel ist wie eine Rede aufgebaut, beginnend mit der Begrüßung der Senatoren und Abgeordneten. Trotz des Hinweises, dass alle Inhalte KI-generiert sind, bleibt die Grundlage für diesen Beitrag unklar.
Frühere Experimente anderer Medienhäuser mit KI-generierten Inhalten sind oft gescheitert, da es an Transparenz mangelte und die Leser erfundene Autoren und Umfrageteilnehmer nicht akzeptierten. Der Presserat hat bereits eine Rüge ausgesprochen, als ein Kochmagazin ausschließlich auf KI-generierte Rezepte setzte. Auch bei CNET führten KI-Experimente zu fehlerhaften Artikeln, was zeigt, dass die Technologie noch nicht ausgereift ist.
Dennoch hat sich die KI-Technologie in den letzten zwei Jahren erheblich verbessert, was das Potenzial für zukünftige Anwendungen im Journalismus erhöht. Das Experiment von Il Foglio könnte wertvolle Erkenntnisse darüber liefern, wie KI im redaktionellen Umfeld eingesetzt werden kann, ohne die journalistische Integrität zu gefährden.
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