POTSDAM / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die beliebte Wander-App Komoot, ein Vorzeigeprojekt der deutschen Tech-Szene, hat nach 17 Jahren einen neuen Besitzer gefunden. Das italienische Softwareunternehmen Bending Spoons übernimmt die App und damit auch die Verantwortung für die Zukunft von 45 Millionen Nutzern weltweit.
Die Übernahme von Komoot durch Bending Spoons markiert einen bedeutenden Wendepunkt für die deutsche Tech-Landschaft. Komoot, bekannt für seine benutzerfreundliche Oberfläche und die detaillierten Outdoor-Routen, hat sich seit seiner Gründung im Jahr 2010 zu einer der führenden Outdoor-Apps in Europa entwickelt. Die App, die ursprünglich als Projekt wanderbegeisterter Studenten begann, hat sich durch ihre Unabhängigkeit und Profitabilität ausgezeichnet.
Mit der Übernahme durch Bending Spoons, einem Unternehmen mit Sitz in Mailand, das bereits durch den Erwerb von Marken wie Evernote und WeTransfer bekannt ist, wird sich die strategische Ausrichtung von Komoot möglicherweise ändern. Bending Spoons hat in der Vergangenheit tiefgreifende Umstrukturierungen vorgenommen, was Fragen zur zukünftigen Ausrichtung von Komoot aufwirft.
CEO Markus Hallermann betont, dass die Entscheidung zur Übernahme aus der Notwendigkeit resultierte, das Wachstum und die Weiterentwicklung der App zu sichern. Bending Spoons bringe die nötigen Ressourcen und das Know-how mit, um Komoot international zu skalieren. Dennoch bleibt unklar, ob die neue Konzernmutter den bisherigen Kurs beibehalten wird oder eigene Prioritäten setzt.
Für die Gründer von Komoot dürfte der Verkauf finanziell äußerst lukrativ gewesen sein. Da das Unternehmen kaum externes Kapital aufgenommen hatte, lag der Großteil der Anteile in den Händen der sechs Gründungspartner. Branchenkenner sprechen von einem ‘Goldenen Exit’, der den Gründern erhebliche finanzielle Mittel eingebracht haben dürfte.
Die Übernahme hat jedoch nicht nur wirtschaftliche, sondern auch datenpolitische Implikationen. Mit dem Übergang zu einem internationalen Eigentümer wird auch der Datenschatz von Komoot neu verortet. Millionen von Bewegungsprofilen und Standortdaten werden nun unter der Kontrolle von Bending Spoons verwaltet, was in Zeiten sensibler Digitaldebatten von Bedeutung ist.
Für Deutschland bedeutet der Verkauf von Komoot einen weiteren Verlust eines digitalen Aushängeschilds. Ähnlich wie bei anderen erfolgreichen deutschen Tech-Unternehmen, die von internationalen Käufern übernommen wurden, stellt sich die Frage, ob es an Geduld, Kapital oder Mut fehlt, solche Marken strategisch weiterzuentwickeln.
Für die Nutzer von Komoot dürfte sich kurzfristig wenig ändern. Die App bleibt funktional und die Daten erhalten. Langfristig bleibt jedoch abzuwarten, ob das Vertrauen in die Marke bestehen bleibt, wenn die Entscheidungen nicht mehr in Potsdam, sondern in Mailand getroffen werden.
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