MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die Enthüllungen über die italienische Spyware-Firma SIO werfen ein Schlaglicht auf die dunklen Machenschaften im Bereich der digitalen Überwachung. SIO, bekannt für den Verkauf von Spionagesoftware an Regierungsbehörden, steht im Verdacht, über Jahre hinweg bösartige Android-Apps verbreitet zu haben, die sich als beliebte Anwendungen tarnen, um private Daten von Zielpersonen zu stehlen.
Die jüngsten Enthüllungen über die italienische Spyware-Firma SIO haben die Diskussion über die Verbreitung von Überwachungssoftware neu entfacht. SIO, ein Unternehmen, das für den Verkauf von Spionagesoftware an Regierungsbehörden bekannt ist, steht im Verdacht, über Jahre hinweg bösartige Android-Apps verbreitet zu haben. Diese Apps tarnen sich als beliebte Anwendungen wie WhatsApp, um private Daten von Zielpersonen zu stehlen.
Ein Sicherheitsforscher hatte Ende letzten Jahres drei Android-Apps an eine führende Tech-Publikation weitergeleitet, mit der Vermutung, dass es sich um staatliche Spionagesoftware handelt, die in Italien gegen unbekannte Opfer eingesetzt wird. Nach einer Analyse durch Google und das Sicherheitsunternehmen Lookout wurde bestätigt, dass es sich bei den Apps um Spyware handelt.
Diese Entdeckung zeigt, wie breit gefächert die Welt der staatlichen Spionagesoftware ist, sowohl in Bezug auf die Anzahl der Unternehmen, die solche Software entwickeln, als auch auf die unterschiedlichen Techniken, die zur Zielerfassung eingesetzt werden. In den letzten Wochen war Italien in einen Skandal verwickelt, der den Einsatz eines hochentwickelten Spionagetools eines israelischen Herstellers betraf, das angeblich gegen Journalisten und NGO-Gründer eingesetzt wurde.
Im Fall der von der Tech-Publikation analysierten bösartigen Apps nutzten der Spyware-Hersteller und sein staatlicher Kunde eine einfachere Hacking-Technik: Die Entwicklung und Verbreitung von bösartigen Android-Apps, die sich als beliebte Apps wie WhatsApp tarnen. Die Sicherheitsforscher von Lookout identifizierten die Android-Spyware als Spyrtacus, nachdem sie den Namen im Code einer älteren Malware-Probe gefunden hatten.
Lookout berichtete, dass Spyrtacus alle Merkmale staatlicher Spionagesoftware aufweist. Die Spyware kann Textnachrichten und Chats von Facebook Messenger, Signal und WhatsApp stehlen, Kontaktinformationen exfiltrieren, Telefonanrufe und Umgebungsgeräusche über das Mikrofon des Geräts aufzeichnen und Bilder über die Kameras des Geräts erfassen.
Die von Lookout analysierten Spyrtacus-Proben wurden alle von SIO, einem italienischen Unternehmen, das Spyware an die italienische Regierung verkauft, hergestellt. Angesichts der Tatsache, dass die Apps und die Websites, über die sie verbreitet wurden, auf Italienisch sind, ist es plausibel, dass die Spyware von italienischen Strafverfolgungsbehörden genutzt wurde.
Ein Sprecher der italienischen Regierung sowie das Justizministerium reagierten nicht auf Anfragen der Tech-Publikation. Derzeit ist unklar, wer mit der Spyware ins Visier genommen wurde.
Die Sicherheitsforscher fanden heraus, dass einige der Command-and-Control-Server, die zur Fernsteuerung der Malware verwendet wurden, auf eine Firma namens ASIGINT registriert sind, eine Tochtergesellschaft von SIO. Ein öffentlich zugängliches Dokument von SIO aus dem Jahr 2024 besagt, dass ASIGINT Software und Dienstleistungen im Zusammenhang mit Computerüberwachung entwickelt.
Die Lawful Intercept Academy, eine unabhängige italienische Organisation, die Konformitätszertifikate für Spyware-Hersteller ausstellt, listet SIO als Zertifikatsinhaber für ein Spyware-Produkt namens SIOAGENT und ASIGINT als dessen Eigentümer. Im Jahr 2022 berichtete eine Fachpublikation, dass SIO ASIGINT übernommen hatte.
Die Enthüllungen über SIO und Spyrtacus werfen viele Fragen auf, insbesondere welche Regierungsbehörde hinter dem Einsatz der Spyware steht und gegen wen sie eingesetzt wurde. Die Diskussion über die ethischen und rechtlichen Implikationen solcher Überwachungspraktiken wird sicherlich weitergehen.
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