TEL AVIV / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Israels Militär hat eine KI-gestützte Überwachungstechnologie entwickelt, die auf umfangreichen Daten palästinensischer Kommunikation basiert. Diese Entwicklung könnte die Art und Weise, wie Informationen gesammelt und analysiert werden, grundlegend verändern.
Die israelische Militäreinheit 8200 hat eine neue KI-Technologie entwickelt, die auf einer umfangreichen Sammlung abgefangener palästinensischer Kommunikation basiert. Diese Technologie soll die Überwachungsfähigkeiten des Militärs erheblich erweitern. Die Entwicklung dieser KI, die mit ChatGPT vergleichbar ist, wurde durch die Analyse von Telefonaten und Textnachrichten aus den besetzten Gebieten ermöglicht.
Die Einheit 8200, bekannt für ihre fortschrittlichen Überwachungsmethoden, hat das Modell entwickelt, um Fragen zu den überwachten Personen zu beantworten und Einblicke in die riesigen Datenmengen zu geben, die sie sammelt. Die Entwicklung wurde nach dem Beginn des Krieges in Gaza im Oktober 2023 beschleunigt. Ob das Modell bereits im Einsatz ist, bleibt unklar.
Chaked Roger Joseph Sayedoff, ein ehemaliger Militärtechnologe, der das Projekt leitete, erklärte, dass die Erstellung des Modells enorme Datenmengen erforderte. Drei ehemalige Geheimdienstmitarbeiter bestätigten die Existenz des Modells und gaben Einblicke in dessen Aufbau. Die KI-Technologie ermöglicht es, nicht nur potenzielle Angriffe zu verhindern, sondern auch Menschenrechtsaktivisten zu überwachen und die Aktivitäten in den besetzten Gebieten zu kontrollieren.
Die Entwicklung dieser Technologie wirft jedoch auch ethische Fragen auf. Experten und Menschenrechtsaktivisten warnen vor den Risiken, die mit der Nutzung solcher Systeme verbunden sind, insbesondere wenn sie zur Überwachung von Zivilisten eingesetzt werden. Zach Campbell von Human Rights Watch äußerte Bedenken, dass die KI-Technologie zur Überwachung und potenziellen Inkriminierung von Palästinensern genutzt werden könnte.
Die israelische Armee hat sich zu den Details des neuen Modells nicht geäußert, betonte jedoch, dass verschiedene Methoden eingesetzt werden, um terroristische Aktivitäten zu identifizieren und zu verhindern. Die Einheit 8200 hat in den letzten Jahren mehrere KI-gestützte Systeme entwickelt, die in militärischen Operationen eingesetzt werden, darunter auch im Krieg in Gaza.
Die Nutzung von KI in der Überwachung ist nicht auf Israel beschränkt. Auch in den USA und Großbritannien entwickeln Geheimdienste ähnliche Technologien. Doch die israelische Herangehensweise, die auf einer umfassenden Sammlung von Kommunikationsinhalten basiert, wird von einigen westlichen Sicherheitsexperten als riskanter angesehen.
Die Nutzung von Überwachungsmaterial zur Schulung eines KI-Modells wird von Menschenrechtsorganisationen als invasiv und unvereinbar mit den Menschenrechten angesehen. Nadim Nashif von der palästinensischen Digitalrechtsorganisation 7amleh kritisierte, dass Palästinenser als Versuchskaninchen für die Entwicklung solcher Technologien missbraucht werden.
Die Integration von KI in die Überwachung birgt das Potenzial, die Effizienz der Datenauswertung zu steigern, birgt jedoch auch das Risiko von Fehlinterpretationen und Vorurteilen. Brianna Rosen, eine ehemalige nationale Sicherheitsbeamtin der USA, betonte die Notwendigkeit, die Entscheidungsprozesse von KI-Systemen nachvollziehen zu können, um schwerwiegende Fehler zu vermeiden.
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