MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – In der sich ständig weiterentwickelnden Welt der digitalen Medien verschwimmen die Grenzen zwischen Videospielen und Filmen zunehmend. Diese Entwicklung wirft die Frage auf, wie wir Interaktivität neu definieren können. Sam Barlow, ein Pionier in der Entwicklung von Full-Motion-Video (FMV)-Spielen, und Justin McElroy diskutieren in einem Interview die Herausforderungen und Möglichkeiten, die sich aus der Verschmelzung dieser beiden Medienformen ergeben.

Die Diskussion um die Definition von Interaktivität in digitalen Medien hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Sam Barlow, bekannt für seine innovativen FMV-Spiele wie “Her Story” und “Telling Lies”, stellt die traditionelle Vorstellung von Interaktivität in Frage. Er argumentiert, dass die Einbindung des Spielers nicht nur durch direkte Kontrolle, sondern auch durch die persönliche Interpretation und das emotionale Engagement erreicht werden kann. Diese Perspektive eröffnet neue Möglichkeiten für die Gestaltung von Spielerlebnissen, die über das bloße Drücken von Tasten hinausgehen.

Barlow hebt hervor, dass viele frühe FMV-Spiele daran scheiterten, weil sie versuchten, Filme in das Format von Videospielen zu pressen, ohne die einzigartigen Stärken beider Medien zu nutzen. Im Gegensatz dazu verfolgt er einen Ansatz, bei dem die Mechanik des Spiels im Vordergrund steht und das Video als unterstützendes Element dient. Dies ermöglicht es den Spielern, eine Geschichte auf eine Weise zu erleben, die sowohl persönlich als auch einzigartig ist, da sie ihre eigenen Interpretationen und Emotionen in das Erlebnis einbringen.

Ein zentrales Thema in Barlows Arbeit ist die Intimität, die durch die Interaktion mit den Charakteren in seinen Spielen entsteht. In “Her Story” beispielsweise wird die Geschichte durch die Augen des Spielers erzählt, der die Clips in einer nicht-linearen Reihenfolge entdeckt und interpretiert. Diese Methode fördert ein tiefes persönliches Engagement, da die Spieler die Lücken mit ihrer eigenen Vorstellungskraft füllen müssen. Diese Art von Interaktivität unterscheidet sich grundlegend von der in traditionellen Spielen, bei denen die Handlung oft linear und vorhersehbar ist.

Ein weiteres Beispiel für diese innovative Herangehensweise ist Barlows Spiel “Immortality”, das den Spielern die Möglichkeit gibt, Filmmaterial zu erkunden und zu manipulieren. Durch das Zurückspulen und erneute Ansehen von Szenen entsteht ein Gefühl der Intimität und Kontrolle, das in traditionellen Filmen selten erreicht wird. Diese Technik ermöglicht es den Spielern, die Nuancen der Schauspielkunst und der filmischen Darstellung auf eine Weise zu erleben, die in einem linearen Film nicht möglich wäre.

Die Verschmelzung von Film und Spiel wirft jedoch auch Herausforderungen auf. Eine davon ist die Erwartung der Spieler an die Kontrolle über das Medium. In “Telling Lies” experimentierte Barlow mit einem langsamen Rückspulmechanismus, um das Gefühl von Überwachung und Geduld zu vermitteln. Diese Entscheidung stieß jedoch auf gemischte Reaktionen, da viele Spieler an die sofortige Kontrolle gewöhnt sind, die moderne Videoplayer bieten. Diese Erfahrung führte Barlow dazu, in “Immortality” mit der Erwartungshaltung der Spieler zu spielen und Überraschungselemente einzuführen, die das Medium beleben.

Insgesamt zeigt Barlows Arbeit, dass die Zukunft der interaktiven Medien nicht nur in der technologischen Innovation liegt, sondern auch in der Art und Weise, wie Geschichten erzählt werden. Die Fähigkeit, den Spieler auf einer emotionalen und intellektuellen Ebene zu engagieren, könnte der Schlüssel zur Schaffung von Erlebnissen sein, die sowohl persönlich als auch universell sind. Diese Entwicklung könnte die Art und Weise, wie wir über Interaktivität denken, grundlegend verändern und neue Möglichkeiten für die Gestaltung von Medieninhalten eröffnen.

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Interaktivität neu definiert: Wie Videospiele und Filme verschmelzen
Interaktivität neu definiert: Wie Videospiele und Filme verschmelzen (Foto: DALL-E, IT BOLTWISE)



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