WASHINGTON D.C. / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die Diskussion um Begnadigungen für prominente Persönlichkeiten aus der Krypto- und Finanzwelt hat mit der Wahl von Präsident Donald Trump neuen Auftrieb erhalten. Doch die Chancen auf eine Begnadigung für den ehemaligen FTX-CEO Sam Bankman-Fried (SBF) bleiben gering.
Die jüngste Begnadigung von Ross Ulbricht durch Präsident Trump hat in der Krypto-Community für Aufsehen gesorgt. Ulbricht, der Gründer des berüchtigten Silk Road Darknet-Marktplatzes, war zu einer drakonischen Strafe von 40 Jahren plus zwei lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden. Viele Bitcoin-Enthusiasten und Libertäre sahen in seiner Verurteilung ein Beispiel für übermäßige staatliche Eingriffe. Die Begnadigung wurde von Trump als Erfüllung eines Wahlversprechens dargestellt, was die Hoffnung auf ähnliche Entscheidungen für andere prominente Fälle weckte.
Sam Bankman-Fried, einst gefeierter CEO der Krypto-Börse FTX, sieht sich nun ebenfalls mit einer langen Haftstrafe konfrontiert. Nach dem Zusammenbruch seines Unternehmens wurde er zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Seine Familie prüft Berichten zufolge die Möglichkeit einer präsidialen Begnadigung. Doch wie William Livolsi, Geschäftsführer der White Collar Support Group, erklärt, sind die Fälle von Ulbricht und Bankman-Fried nicht direkt vergleichbar. Während Ulbrichts Begnadigung politisch motiviert war, fehlt es im Fall von SBF an einem klaren politischen Anreiz.
Der Prozess der Begnadigung in den USA ist komplex und oft undurchsichtig. Die formale Prozedur beginnt mit einem Gnadengesuch, das vom Pardon Attorney geprüft wird, bevor es dem Präsidenten zur Entscheidung vorgelegt wird. Doch in der Praxis wird dieser Prozess häufig durch politische Verbindungen oder mediale Aufmerksamkeit beeinflusst. Derzeit gibt es einen Rückstau von etwa 10.000 Petitionen beim Office of the Pardon Attorney, was die Chancen auf eine schnelle Bearbeitung weiter schmälert.
Für viele weiße Kragen Straftäter, die auf eine Begnadigung hoffen, bleibt der Prozess frustrierend. Livolsi betont, dass die Begnadigungspolitik unter verschiedenen Präsidenten, ob Trump oder Biden, oft undurchsichtig und unvorhersehbar war. Ohne politische Verbindungen oder mediale Aufmerksamkeit sind die Chancen auf eine Begnadigung gering. Dennoch gibt es Hoffnung, dass Trump weitere Begnadigungen für weiße Kragen Straftäter gewähren könnte, auch wenn die Unberechenbarkeit des Systems das Vertrauen in den Prozess erschwert.
Ein weiteres Problem, mit dem viele ehemalige Häftlinge konfrontiert sind, ist das sogenannte Debanking. Nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis finden sich viele von ihnen von der Finanzwelt ausgeschlossen. Kontoschließungen, Kreditkartenverweigerungen und finanzielle Blacklistings sind keine Seltenheit. Während einige US-Bundesstaaten Verbraucherschutzgesetze haben, die einschränken, wie lange Banken und Arbeitgeber eine Verurteilung gegen jemanden verwenden können, gibt es auf Bundesebene keine derartigen Schutzmaßnahmen.
Die White Collar Support Group hat die Right to Banking Initiative ins Leben gerufen, um sicherzustellen, dass jeder Zugang zu Finanzdienstleistungen hat, unabhängig von seiner Vergangenheit. Diese Initiative zielt darauf ab, die finanziellen Hürden zu überwinden, denen viele ehemalige Häftlinge gegenüberstehen, und ihnen eine zweite Chance zu geben, sich in die Gesellschaft zu integrieren.
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