FRANKFURT / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die Arbeitsbedingungen für Saisonarbeiter in der deutschen Landwirtschaft stehen erneut im Fokus der Kritik. Eine gewerkschaftliche Initiative hat in ihrem aktuellen Bericht auf teils illegale Praktiken hingewiesen, die die Rechte der Arbeiter verletzen.
Die Arbeitsbedingungen für Saisonarbeiter in der deutschen Landwirtschaft sind erneut in den Fokus der Kritik geraten. Eine von der Gewerkschaft IG BAU und kirchlichen Beratungsstellen unterstützte Initiative hat in ihrem aktuellen Bericht auf teils illegale Praktiken hingewiesen, die die Rechte der Arbeiter verletzen. Laut dem Saisonbericht 2024, der in Frankfurt vorgestellt wurde, sind die Bedingungen für viele Erntehelfer nach wie vor menschenunwürdig.
Besonders problematisch sind die Unterkünfte, die oft in Form von ungedämmten Metallcontainern bereitgestellt werden. Diese sind mit abgenutzten Möbeln und durchgelegenen Matratzen ausgestattet, während die Sanitäranlagen oft unzureichend sind. In einigen Fällen müssen sich bis zu 14 Personen ein Zimmer teilen, was die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt.
Ein weiterer Kritikpunkt sind die Mietkosten für diese Unterkünfte, die Jahr für Jahr steigen. Ein Trick der Arbeitgeber besteht darin, die Unterkünfte in einer Art Immobiliengesellschaft auszulagern, sodass die Mieten nicht direkt vom Lohn abgezogen werden. Dennoch sind die Kosten so hoch, dass der gesetzliche Mindestlohn oft nicht eingehalten wird.
Die Arbeitszeiten der Saisonarbeiter sind ebenfalls problematisch. Häufig müssen sie bis zu zwölf Stunden am Tag arbeiten, während andere Tage, an denen keine Arbeit anfällt, nicht entlohnt werden. Dies führt zu einer erheblichen Unsicherheit und Belastung für die Arbeiter, die oft aus dem Ausland kommen und auf den Lohn angewiesen sind.
Ein besonders besorgniserregender Aspekt ist die Berichterstattung über sexualisierte Gewalt gegen Frauen, die fast die Hälfte der Saisonbeschäftigten ausmachen. Diese Vorfälle unterstreichen die Notwendigkeit eines stärkeren Schutzes und klarer Regelungen, um die Sicherheit und Würde der Arbeiter zu gewährleisten.
Insgesamt arbeiteten laut den neuesten Zahlen für 2023 knapp 243.000 Menschen aus dem Ausland auf deutschen Feldern. Sie sind vor allem bei der Ernte von Spargel, Beeren, Gurken, Kürbissen, Äpfeln und Weintrauben beschäftigt. Die Initiative Faire Landarbeit hat für ihren Bericht bundesweit 40 Felder besucht und mit etwa 3.100 Saisonbeschäftigten gesprochen, um ein umfassendes Bild der aktuellen Lage zu erhalten.
Die Ergebnisse des Berichts verdeutlichen, dass trotz gesetzlicher Regelungen und Mindestlohnvorgaben noch erheblicher Handlungsbedarf besteht, um die Arbeitsbedingungen für Saisonarbeiter zu verbessern. Die Gewerkschaft IG BAU fordert daher strengere Kontrollen und Sanktionen gegen Arbeitgeber, die gegen die gesetzlichen Vorgaben verstoßen.
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