MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Inmitten der aktuellen geopolitischen Spannungen und der Ausrufung einer neuen Zeitenwende durch die Bundesregierung positionieren sich Rüstungsunternehmen wie Hensoldt strategisch neu. Der Vorstandsvorsitzende Oliver Dörre betont die Notwendigkeit einer europäischen Strategie bei der Waffenbeschaffung, um sowohl Masse als auch Klasse zu gewährleisten.

Die deutsche Rüstungsindustrie steht vor einer Zeitenwende, die durch die geopolitischen Entwicklungen und die Ankündigungen der Bundesregierung ausgelöst wurde. Oliver Dörre, der Chef des Rüstungsunternehmens Hensoldt, fordert eine klare Strategie zur Waffenbeschaffung, die sich auf europäische Produkte konzentriert. Er sieht darin nicht nur eine Möglichkeit, die Abhängigkeit von außereuropäischen Lieferanten zu reduzieren, sondern auch die europäische Verteidigungsfähigkeit zu stärken.

Dörre betont, dass die geplante Aufrüstung der Bundeswehr sowohl auf klassisches Kampfgerät wie Panzer als auch auf moderne Technologien wie Drohnen setzen sollte. Diese sollten idealerweise vernetzt und mit Künstlicher Intelligenz gesteuert werden, um den Anforderungen moderner Kriegsführung gerecht zu werden. Dabei verweist er auf die USA, die bereits erfolgreich auf lokale Beschaffung setzen.

Die jüngste Entscheidung des Bundestages, die Schuldenbremse zu lockern, um die Verteidigungsausgaben zu erhöhen, wird von Dörre positiv bewertet. Er sieht darin einen wichtigen Schritt, der jedoch von Reformen im Beschaffungswesen und einem Abbau der Bürokratie begleitet werden muss. Nur so könne die Zeitenwende 2.0 erfolgreich umgesetzt werden.

Ein weiteres Anliegen Dörres ist die Verbesserung der internationalen Koordination bei der Rüstungsbeschaffung. Derzeit würden oft individuelle Kundenwünsche berücksichtigt, die die Entwicklung neuer Systeme verzögern. Dörre kritisiert die langen Entwicklungszyklen, die in der Rüstungsindustrie üblich sind, und fordert eine engere Zusammenarbeit der Unternehmen, um die Verteidigungsfähigkeit schneller zu verbessern.

Hensoldt, mit Sitz in Taufkirchen bei München, ist auf Radare und Sensoren spezialisiert. Diese Technologien kommen auch im Ukraine-Krieg zum Einsatz, um die Bevölkerung vor russischen Luftangriffen zu schützen. Dörre sieht die Bedrohung durch Russland und andere hegemoniale Mächte als sehr konkret und fordert eine schnelle Anpassung der Verteidigungsstrategien.

Mit einem Umsatz von rund 2,2 Milliarden Euro im Jahr 2024 und einer Sperrminorität des Bundes von gut 25 Prozent ist Hensoldt ein bedeutender Akteur in der deutschen Rüstungsindustrie. Dörre sieht die Notwendigkeit, die Eigeninteressen der Unternehmen zurückzustellen und gemeinsam an der Verbesserung der Verteidigungsfähigkeit zu arbeiten. Die Software für militärische Systeme müsse in Zukunft häufiger aktualisiert werden, um den technologischen Fortschritt zu gewährleisten.

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Hensoldt-Chef fordert europäische Strategie für Waffenbeschaffung
Hensoldt-Chef fordert europäische Strategie für Waffenbeschaffung (Foto: DALL-E, IT BOLTWISE)



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