BOCHUM / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die Gummihand-Illusion, ein faszinierendes Phänomen der multisensorischen Integration, könnte zukünftig eine bedeutende Rolle in der Schmerztherapie spielen. Forscher der LWL-Universitätsklinik in Bochum haben herausgefunden, dass diese Illusion die Wahrnehmung von Hitzeschmerz signifikant reduzieren kann.
Die Gummihand-Illusion ist ein bemerkenswertes Beispiel dafür, wie unser Gehirn visuelle und sensorische Informationen integriert, um das Körperbewusstsein zu formen. In einer aktuellen Studie der LWL-Universitätsklinik in Bochum wurde gezeigt, dass diese Illusion die Intensität von Hitzeschmerz verringern kann. Die Forscher fanden heraus, dass Probanden, die eine beleuchtete Gummihand betrachteten, während ihre eigene Hand einem Hitzereiz ausgesetzt war, weniger Schmerz empfanden.
Die Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift PAIN Reports, hebt hervor, dass die visuelle und sensorische Integration durch die Gummihand-Illusion die Schmerzempfindung beeinflussen kann. Diese Erkenntnisse könnten eines Tages zur Entwicklung neuer Behandlungsmethoden für chronische Schmerzsyndrome wie das komplexe regionale Schmerzsyndrom beitragen.
In der experimentellen Anordnung wurde die linke Hand der Probanden hinter einem Sichtschutz versteckt und auf eine Thermode gelegt, die kontrolliert erhitzt werden konnte. Vor den Probanden wurde eine Gummihand platziert, die von unten mit rotem Licht beleuchtet wurde. Die Teilnehmer bewerteten kontinuierlich die Schmerzintensität, während die Thermode auf verschiedene Temperaturstufen erhitzt wurde.
Die Ergebnisse zeigten, dass die wahrgenommene Schmerzintensität in der Gummihand-Illusionsbedingung im Vergleich zur Kontrollbedingung, bei der die Gummihand um 180 Grad gedreht war, reduziert war. Professor Martin Diers, Leiter der Forschungssektion Klinische und Experimentelle Verhaltensmedizin, erklärt, dass die multisensorische Integration von visuellen, taktilen und propriozeptiven Informationen der Mechanismus hinter der Illusion sein könnte.
Ein weiterer interessanter Aspekt ist das Phänomen der visuellen Analgesie, bei dem ein Schmerzreiz als weniger intensiv wahrgenommen wird, wenn die betroffene Körperstelle sichtbar ist. Obwohl die genauen neuronalen Grundlagen dieses Phänomens noch nicht vollständig verstanden sind, könnten die Erkenntnisse der Studie in Zukunft zur Behandlung von Schmerzen genutzt werden.
Die Forschungsergebnisse eröffnen neue Perspektiven für die Schmerztherapie, insbesondere für Patienten mit chronischen Schmerzen. Die Möglichkeit, durch visuelle und sensorische Manipulationen die Schmerzempfindung zu beeinflussen, könnte innovative Therapieansätze hervorbringen, die über traditionelle Methoden hinausgehen.
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