MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Glucagon-like Peptide-1 Rezeptor-Agonisten (GLP-1) sind nicht nur für die Behandlung von Typ-2-Diabetes und Adipositas von Bedeutung, sondern könnten auch weitreichende Auswirkungen auf die Gehirngesundheit haben. Eine aktuelle Überprüfung der Forschungsergebnisse zeigt sowohl vielversprechende neuroprotektive Effekte als auch potenzielle Risiken für Depressionen.
Glucagon-like Peptide-1 Rezeptor-Agonisten (GLP-1) sind eine Klasse von Medikamenten, die ursprünglich zur Behandlung von Typ-2-Diabetes und Adipositas entwickelt wurden. Doch die Forschung zeigt, dass ihre Wirkung weit über die Regulierung des Blutzuckerspiegels und die Gewichtsreduktion hinausgehen könnte. Wissenschaftler haben nun untersucht, wie sich diese Medikamente auf die kognitive Funktion und psychische Gesundheit auswirken können.
Die Ergebnisse sind gemischt: Während einige Studien neuroprotektive Vorteile aufzeigen, warnen andere vor einem erhöhten Risiko für Depressionen und suizidale Gedanken. Besonders die Medikamente Ozempic (Semaglutid) und Mounjaro (Tirzepatid), die auch als Wegovy und Zepbound zur Gewichtsreduktion eingesetzt werden, stehen im Fokus der Untersuchungen. Neben diesen sind auch Liraglutid und Dulaglutid Teil der GLP-1-Medikamentenklasse.
Ein Überblick über zahlreiche Studien aus dem Vereinigten Königreich und Kanada zeigt, dass GLP-1-Medikamente nicht nur den Blutzuckerspiegel senken, sondern auch die Durchblutung des Herzens verbessern und direkt auf den Hypothalamus wirken, um das Sättigungsgefühl zu steigern. Diese metabolischen Effekte könnten auch die Gehirngesundheit beeinflussen.
Besonders interessant ist die Möglichkeit, dass GLP-1-Medikamente Suchtverhalten beeinflussen könnten. Tierstudien deuten darauf hin, dass sie das Verlangen nach Substanzen wie Alkohol, Nikotin und Kokain reduzieren könnten, indem sie die Dopaminwege beeinflussen. Dies wirft die Frage auf, welche weiteren neurologischen Auswirkungen diese Medikamente haben könnten.
Die Forschung zeigt auch, dass GLP-1-Medikamente vielversprechende Ergebnisse bei der Behandlung von Demenz und anderen neurologischen Störungen liefern könnten. Mehr als 100 präklinische Studien deuten darauf hin, dass sie gegen kognitiven Abbau schützen könnten, indem sie schädliche Gehirnproteine und Entzündungen reduzieren sowie die Insulinresistenz verbessern.
Allerdings sind die Ergebnisse aus klinischen Studien gemischt. Während langfristige Studien auf ein geringeres Demenzrisiko hinweisen, zeigen kürzere Studien keine konsistenten kognitiven Verbesserungen. Auch bei der Behandlung von psychischen Störungen wie Schizophrenie könnten GLP-1-Medikamente hilfreich sein, insbesondere bei der Bewältigung von kardiometabolischen Problemen, die durch Antipsychotika verursacht werden.
Dennoch gibt es Bedenken, dass GLP-1-Medikamente bei Menschen mit Angstzuständen und Depressionen die Symptome verschlimmern könnten. Einige Fallberichte weisen darauf hin, dass Exenatid und Semaglutid depressive Symptome verstärken könnten, und eine größere Studie deutet auf ein leicht erhöhtes Risiko für suizidales Verhalten bei Liraglutid hin.
Experten betonen die Notwendigkeit weiterer Forschung, um die Mechanismen zu verstehen, durch die GLP-1-Medikamente Stimmungsschwankungen verursachen könnten. Dr. Mir Ali, ein anerkannter Chirurg, hebt hervor, dass die Reduzierung von Entzündungen durch GLP-1-Medikamente besonders vielversprechend ist, da chronische Entzündungen zu zahlreichen gesundheitlichen Problemen führen können.
Dr. David Merrill, ein Geriatrie-Psychiater, sieht in den GLP-1-Medikamenten ein großes Potenzial für die Zukunft, betont jedoch die Notwendigkeit gut gestalteter, langfristiger klinischer Studien, um ihre Wirksamkeit bei der Erhaltung der kognitiven Funktion oder sogar bei der Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer zu bestätigen.
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